Italica

Itálica

Die archäologische Stätte Itálica befindet sich in Santiponce, etwa zehn Kilometer nördlich von Sevilla am Guadalquivir. Von der einstigen Pracht der Gebäude aus der Zeit Kaiser Hadrians, der hier geboren wurde und die Stadt zur Colonia Aelia Augusta Italica erhob, ist nur sehr wenig übrig geblieben. Während des gesamten Mittelalters und bis zum letzten Jahrhundert wurden die Ruinen nämlich als Baumaterialquelle genutzt um die Straße nach Mérida und Stadtpaläste in Sevilla zu bauen. Dennoch lässt sich hier die planmäßige Errichtung eines ganzen Stadtviertels um einen großen Tempelbezirk, den Hadrian wahrscheinlich zu Ehren des ebenfalls in Italica geborenen Kaiser Trajans in Auftrag gab, gut studieren. Außerdem beeindrucken die Reste des Amphitheaters, das schon als Filmkulisse einige Berühmtheit erlangt hat, und die zahlreichen erhaltenen Mosaikböden in den Wohngebäuden der gesellschaftlichen Elite.

Nach der Schlacht von Ilipa, in der die Römer die Vorherrschaft der Karthager in Spanien beenden konnten, ließ der siegreiche Feldherr Publius Cornelius Scipio Africanus im Jahr 206 v. Chr. in der Nähe einer turdetanischen Siedlung am Guadalquivir eine Siedlung für verwundete römische Soldaten namens Italica errichten. Die Siedlung wuchs schnell und viele Veteranen ließen sich dort nieder. Bald wurde sie zu einem wichtigen Außenposten der römischen Macht auf der Iberischen Halbinsel. Daher ist es nicht überraschend, dass Italica in der Zeit von Caesar zum Municipium erhoben wurde.


Die Vetus Urbs (ursprüngliche bzw. alte Stadt), die mit einem geschäftigen Flusshafen verbunden war, entwickelte sich rasch zu einer wohlhabenden Stadt mit öffentlichen Gebäuden und einem Forum im Zentrum. Italica blühte dann besonders unter der Schirmherrschaft Hadrians, der hier im Jahr 76 n. Chr. geboren wurde, auf. Die Stadt, die mit dem Handel von Getreide und Olivenöl zu beträchtlichem Wohlstand gekommen war, wurde nach Norden hin erweitert. In diesem neuen Stadtteil, der sog. Nova Urbs (neue Stadt), ließ der Kaiser das riesige Traianeum errichten, um seinen Vorgänger und Adoptivvater, der ebenfalls aus Italica stammte, seine Ehre zu erweisen. 

Rekonsstruktionszeichnung: das Traianeum, ein dem Kaiser Trajan gewidmeter Tempel in der nova urbs in Italica. Bild: © Wikimedia Commons

Bereits im 3. Jh. n. Chr. begann die Stadt aber allmählich zu verfallen. Dies lag hauptsächlich daran, dass aufgrund der Verschiebung des Guadalquivir-Flussbetts der Flusshafen von Italica langsam versandete. Die Westgoten nutzten Italica vermutlich als Festung, später wurde die Stadt Sitz eines Bischofs. Mit dem Angriff der Mauren auf die iberische Halbinsel (711 n. Chr.) setzte sich der Niedergang der Stadt weiter fort.


Die archäologische Stätte von Italica umfasst hauptsächlich die Nova Urbs mit ihren Gebäuden aus der Hadrianszeit. Die ursprüngliche Vetus Urbs liegt unter der heutigen Stadt Santiponce verborgen. Lediglich die Reste des römischen Theaters und weiterer kleiner Thermen, die wohl unter Trajan errichtet wurden, wurden nicht überbaut. 

Archäologische Stätte Italica

Das Amphitheater

Das im Zuge der Stadterweiterung zwischen 117 und 138 n. Chr. erbaute Amphitheater war 160 x 137 Meter groß und bot Platz für rund 25.000 Zuschauer. Die Größe ist überraschend, wenn man bedenkt, dass die Stadt schätzungsweise nur 8.000 Einwohner hatte. 

Amphitheater Italica

Die Struktur des riesigen Bauwerks wurde aus opus caementicium, der mit Stein- und Ziegelquadern verstärkt wurde, errichtet.

  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Die Sitztribüne (cavea) war dreigeteilt. Von der untersten Tribünenebene (ima cavea), die der Oberschicht vorbehalten war, sind noch die meisten Teile erhalten. Die beiden anderen Ebenen (media cavea und summa cavea) fielen im Laufe der Jahrhunderte größtenteils Plünderungen und Zerstörungen zum Opfer. Die Arena hatte zwei gegenüberliegende Eingänge, die ursprünglich mit Tonnengewölben überdacht waren. Die Kämpfer betraten die Arena durch das östliche Tor. Durch das westliche Tor wurden diejenigen hinausgeführt, die den Kampf nicht überlebt hatten.

  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Amphitheater Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

In der Mitte der Arena befindet sich eine rechteckige Grube (fossa bestiaria), in der die Käfige für die wilden Tiere untergebracht waren, die für die Kämpfe eingesetzt wurden. Die Grube war mit einer von acht Ziegelpfeilern getragenen Holzkonstruktion abgedeckt. 

  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Über ringförmig angelegte Korridore wurden die verschiedenen Ebenen der Zuschauertribüne erschlossen.

  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Das Straßennetz

Die Nova Urbs bedeckte eine Fläche von etwa 30 Hektar und war nicht vollständig besiedelt. Die Bebauung beschränkte sich höchstwahrscheinlich auf einen mehrere hundert Meter breiten Streifen zwischen der Altstadt im Süden und dem Amphitheater im Norden. In diesem Gebiet existierte ein orthogonales Straßennetz mit Decumani, die 6 Meter breit waren und von Osten nach Westen verliefen, sowie Cardines, die in Nord-Süd-Richtung angelegt wurden und 8 Meter breit waren. Diese Straßen teilten die Neustadt in unterschiedlich große Insulae ein. Die Prachtstraßen waren von schlichten Portiken aus Ziegelpfeilern mit hölzernen Pultdächern gesäumt.

  • Italica Straßennetz

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Straßennetz

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Straßennetz

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Straßennetz

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Straßennetz

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Straßennetz

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Die „großen“ Bäder

Bei den Ausgrabungen, die Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts durchgeführt wurden, legte man nur einen Teil des als Termas Mayores (Große Bäder) bekannten Areals frei. (Diese Bezeichnung wurde gewählt, um die Anlage von den sogenannten Termas Menores (kleine Bäder) aus der Zeit Trajans zu unterscheiden, die in der Altstadt gefunden wurden). Mit ca. 32.000 Quadratmetern überbauter Fläche war es das größte öffentliche Gebäude in Italica. Zur Badeanlage gehörte auch eine große Palästra, die von großen Säulenhallen gesäumt war.

  • Italica Große Bäder

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Große Bäder

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Große Bäder

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Große Bäder

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Italica Große Bäder

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Das Haus des Planetariums

Haus des Planetariums Italica

Zwischen dem Amphitheater und dem Traianeum befinden sich die Überreste einer beeindruckenden Stadtvilla, die in der Hadrianischen Zeit errichtet wurde. Das Gebäude nimmt mit einer Fläche von 1.600 Quadratmetern etwa die Hälfte einer Insula ein. Benannt ist es nach einem dort gefundenen Mosaikfußboden, auf dem die Götter den Planeten und Wochentagen zugeordnet sind. Die eigentlichen Wohnräume, die klassisch rund um ein Peristyl angeordnet sind, waren straßenseitig von einer Reihe von Läden und Dienstleistungsbetreiben umrahmt. Einige Räume, die für eine private Nutzung vorgesehen waren, verfügen über kleine Innenhöfe mit Impluvien. Mehrere dieser Räume sind mit hochwertigen Mosaikböden ausgestattet. In der spätrömischen Zeit wurde das Haus umgebaut und in zwei unabhängige Wohnbereiche unterteilt.

  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Eine Bäckerei

Der Ofen, den in einem der Räume dieses vom Wohnbereich abgetrennten Raums gefunden wurde, legt nahe, dass hier Brot gebacken und verkauft wurde. Bäckereien waren in römischen Städten sehr verbreitet. In diesen Betrieben wurde das Mehl unmittelbar vor der Herstellung des Brotes gemahlen.

Bäckerei Italica

Das Haus der Vögel

Dieses große Haus, das nach einem mit verschiedenen Vögeln verzierten Bodenmosaik benannt ist, nimmt eine Fläche von etwa 1.700 Quadratmetern ein. Die Stadtvilla ist in zwei Hauptbereiche unterteilt: einen öffentlichen Bereich, zu dem die Kunden der Ladengeschäfte, die zur Straße hin lagen, Zugang hatten, und einen weiteren privaten Bereich, der den Familienmitgliedern vorbehalten war. 

  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Der öffentliche Bereich wurde um einen zentralen Hof herum angelegt. In seinem Zentrum befand sich ein Garten mit einem Brunnen. Die Wasserversorgung erfolgte über eine unterirdische Zisterne, in der das Regenwasser gesammelt wurde. Um dieses Peristyl herum waren mehrere Räume angeordnet. Das Mosaik der Vögel, das dem Haus seinen Namen gibt, befindet sich in einem dieser Räume. 

Haus der Vögel Italica

Zur Straße hin fand man ein Lararium, einen kleinen Hausaltar, der dem Kult der Lar-Götter, der Beschützer des Hauses, gewidmet war. Es ist einer der symbolträchtigsten Orte des Hauses, an dem kleine Opfergaben dargebracht und die Ahnen verehrt wurden. Das Lararium bestand aus einer Nische, die mit Malereien verziert oder mit Marmorplatten ausgekleidet war. Es war üblich, hier Skulpturen oder Votivgaben aufzustellen. Der Standort in der Peristyl-Galerie des Hauses ist traditionell. 

Das Triclinium, das Esszimmer, befindet sich gegenüber dem Eingang des Hauses und dominiert diesen Teil des Hauses. In diesem Raum wurden luxuriöse Abendessen mit angesehenen Gästen veranstaltet, weshalb dieser Raum reich mit einem Mosaikpflaster und Marmorverkleidungen an den Wänden dekoriert war. Die privateren Bereiche des Hauses befinden sich im hinteren Teil und sind um zwei kleine Höfe angeordnet.

  • Haus der Vögel Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Haus der Vögel Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Haus der Vögel Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Haus der Vögel Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Haus der Vögel Italica

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Das Exedra-Gebäude

Das sog. Exedra-Haus, das ebenfalls im 2 Jh. n. Chr. erbaut wurde, nimmt eine Fläche von rund 4.000 Quadratmeter ein. Möglicherweise handelt es sich dabei um den Sitz einer Bruderschaft oder Schule, in dem sich die Mitglieder aufgrund ihrer beruflichen Identität oder des Kultes einer bestimmten Gottheit trafen. Die Räume des Wohnbereichs sind um einen Peristyl angeordnet, in dem sich ein Wasserbecken mit geschwungenen Formen befand. Die langgestreckte Palaestra an der Längsseite des Komplexes wurde von einer gewölbten Exedra dominiert. Entlang der Nordflanke des Übungsplatzes verlief ein gewölbter Kryptoportikus, durch den man auch in die Exedra gelangen konnte. Im hinteren Bereich befand sich eine Badeanlage, von der man noch die einzelnen, nebeneinander liegenden Baderäume erkennen kann.

  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Bildnachweis:

Suchbegriffe bei Google Maps:

Conjunto Arqueológico de Itálica


BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Hermanfrid Schubart, Walter Trillmich u. a.: Hispania antiqua, Denkmäler der Römerzeit. Wbg (1993)
  • Sabine Panzram u. Dominik Kloss: Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Spanien. Nünnerich-Asmus (2022)
  • David Macaulay: Eine Stadt nach Plan: So bauten die Alten Römer. Nünnerich-Asmus (2019)
  • Jean-Claude Golvin u. Gérard Coulon: Die Architekten des Imperiums. Wie das Heer ein Weltreich erbaute. Römische Soldaten als Ingenieure und Baumeister: Aquädukte, Brücken und Straßen tragen den Fortschritt Roms in die Provinzen. wbg Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2020)
  • Klaus Grewe: Aquädukte: Wasser für Roms Städte. Regionalia (2019)
  • Klaus Grewe: Meisterwerke antiker Technik. Verlag Philipp von Zabern (2010)
  • Brigitte Cech: Technik in der Antike. Theiss (2017)
  • Ludger Steinbeck: Die Wasserver- und Entsorgung einer antiken Stadt am Beispiel der Stadt Rom. Grin (2009)
  • Oliver Schultze: Römische Aquädukte. Die Wasserversorgung in der Antike. Grin (2002)
  • Franz Stephan-Pelgen: Aquädukt-Ansichten. WBG (2004)
  • Bernhard Harms: Auguren, Ahnen, Aquädukte: Die römische Kultur in Entwicklung und Struktur. Grundlagen u. Praxis (1986)
    Share by: