Schon im frühen Neolithikum (Lerna I = ca. 6500 – 5800 v. Chr.) lebten in dieser Region an der Westküste des argolischen Golfes Menschen, die von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang lebten. Aus dem mittleren Neolithikum (Lerna II = ca. 5800 – 5300 v. Chr.) sind sogar Überreste eines rechteckigen Steinhauses mit kleinen Räumen erhalten geblieben. Die Fundamente eines solchen steinzeitlichen Hauses (I) befinden sich in der Nähe des Eingangs. In der Bronzezeit, die auf dem griechischen Festland auch als helladische Periode bezeichnet wird, blühte die Siedlung dann auf. Zwar dürfte die Stätte in der frühhelladischen Periode I (3100 – 2750 v. Chr.) noch nicht dauerhaft besiedelt gewesen sein. In der frühhelladischen Periode II (Lerna III: 2750 - 2200 v. Chr.) verfügte die kleine Siedlung dann aber schon über eine Befestigungsmauer (2 – 13). Nördlich davon befanden sich rechteckige Gebäude (14, 15) und das große längliche Gebäude, das als „House of the Tiles“ bezeichnet wird. Dieses, dem architektonischen Typus des „Korridorhauses“ folgende, zweistöckige Haus war das wirtschaftliche und administrative Zentrum der gesamten Region. Nach seiner Zerstörung durch einen Brand wurde über seine Ruinen ein kreisförmiger Grabhügel (16) mit einem Durchmesser von 19 m errichtet. In der frühhelladischen Periode III (Lerna IV: Ende des 3. Jahrtausends v. Chr.) sind sowohl in der Architektur – Apsidenhäuser (18, 19) und rechteckiges Haus (17) – als auch in der Töpferei mit der Verwendung einer frühen Form der Töpferscheibe große Veränderungen zu konstatieren. In der mittelhelladischen Periode (Lerna V: 2050 – 1700 v. Chr.) verstärkten sich die Handelsbeziehungen mit den ägaischen Inseln und Kreta und es entstanden neue Vasentypen mit lokalen Merkmalen. Aus dieser Zeit stammen die Fundamente apsidialer und rechteckiger Wohnhäuser (20 – 23) mit Lagerräumen (21). Die Toten wurden innerhalb der Siedlung in einem Friedhof beigesetzt, der vor allem aus Steinkistengräbern bestand (24). In der späten Bronzezeit (Lerna VI: 1700 – 1600 v. Chr.) wurden die Toten in monumentalen Schachtgräbern (25, 26), vergleichbar mit denen aus dem nicht weit entfernten Mykene bestattet. Die Gruben für diese Gräber griffen sowohl in den Bereich des Tumulus (16) als auch in das „House of the Tiles“ ein. Reste von rechteckigen Häusern beiderseits der Straße nordöstlich der Ausgrabungsstätte zeugen von einer Siedlung im 14. und 13. Jh. v. Chr. (Lerna VII), die wahrscheinlich in politischer Abhängigkeit vom mächtigen Nachbarn Argos stand. Das Ende der Bronzezeit bedeutete dann aber im Wesentlichen auch das Ende der Besiedlung von Lerna.
Das Haus der Ziegel in Lerna

Herakles und die Lernäische Schlange: Hier soll Herakles die Hydra, ein schlangenartiges, vielköpfiges Wasserungeheuer, das in den schwer zugänglichen Sümpfen von Lerna lebte, getötet haben. Dieses vielköpfige Ungeheuer zu erlegen war die zweite der insgesamt 12 Aufgaben, die der griechische Heros im Dienste des Königs Eurystheus vollbrachte.
Das Haus der Ziegel
Bei dem „Haus der Ziegel“ handelt es sich um einen Baukomplex, der hauptsächlich aus frühhelladischer Zeit (2700 – 2200 v. Chr.) stammt. Dieser 12 x 25 m große Bau hatte seinen Haupteingang im Osten. Zu sehen sind eine Reihe von Räumen entlang der Ost-West-Achse sowie Korridore an den Längsseiten. In zwei kleinen Räumen wurden über 150 Tonsiegel gefunden. Diese Tonmassen, mit denen der Inhalt von Behältern versiegelt worden war, bestätigen die Existenz eines frühen städtischen zentralen Verwaltungssystems.
Die Wände wurden aus sonnengetrockneten Ziegeln auf Steinsockeln errichtet.
Über die Treppe gelangte man in das Obergeschoss.
In der mittel- bzw. späthelladischen Zeit (Lerna VI: 1700-1600 v. Chr.) wurden zwei Schachtgräber in die Ruinen des Hauses eingelassen. Die auch während der mykenischen Palastzeit (Lerna VII: 14.-13. Jh. v. Chr.) andauernde Besiedelung bezeugt die Existenz einer blühenden Stadt. Man geht aber davon aus, dass die Siedlung gänzlich unter dem Einfluss des benachbarten Argos stand.
Südlich des überdachten Bereiches wurde ein Abschnitt der ehemaligen Befestigungsmauer freigelegt, die sich als eine kasemattenartige Mauer mit vorgelagerten Rundbastionen präsentiert. Die zweigeschossigen Räume in der Festungsmauer dienten im Untergeschoss als Lager und im Obergeschoss als Unterkünfte. Da der archäologisch freigelegte Lehmziegelaufbau sehr witterungsanfällig ist, hat man die Mauerreste aus konservatorischen Gründen mit modernen Ziegeln überdacht.
Außenbereich
BILDNACHWEIS
- Caeretan black-figure hydria (c. 346 BC). File:Lernaean Hydra Getty Villa 83.AE.346.jpg.
© Bild: Wikimedia Commons

Suchbegriff bei Google Maps:
Archaeological Site of Lerna
- E. Spathari:
Korinthia - Argolis. Esperos (2013)
- Christopher Mee, Antony Spawforth: Greece. An Oxford Archaeological Guide. Oxford University Press (2001)
- Siegfried Lauffer (Hrsg.): Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Beck (1989)
- Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press (1976)
- Christoph vom Brocke: Griechenland. EVA (2007)