Orvieto


Die Nekropole Crocifisso del Tufo in Orvieto

Das fast 100 Meter hohe Tuffplateau, auf dem sich heute die malerische Altstadt von Orvieto befindet, ist von etruskischen Nekropolen umgeben. Die Nekropole Crocefisso del Tufo, die an den nördlichen Hängen des Felsens liegt, wurde im zweiten Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. angelegt und war während des gesamten 5. Jahrhunderts v. Chr. in Gebrauch. Die dort gefundenen kleinen Kammergräber in Würfelform sind nach einem exakten und geordneten Plan angeordnet, vergleichbar mit den Gräberstraßen in Cerveteri. Es wird vermutet, dass sich auf dem Felsen einst die bedeutende etruskische Stadt Velzna (römisch Volsinii) befand. Seit 2000 werden auf dem nahegelegenen Campo della Fiera Ausgrabungen durchgeführt. Dabei konnten mehrere etruskische Tempel, eine Prozessionsstraße sowie ein repräsentativer Platz freigelegt werden. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich dabei um das berühmte „Fanum Voltumnae“ handelt, das in den antiken Quellen als großes Bundesheiligtum des Zwölfstädtebundes beschrieben wird.

Die an den nördlichen Hängen des Felsens gelegene Nekropole von Crocifisso del Tufo hat ihren Namen von einer kleinen Felsenkirche in der Nähe. Die zahlreichen Gräber sind im Großen und Ganzen homogen in ihrer Architektur, ihrer Größe, ihren Grabbeigaben und ihrer Anordnung. Sie folgen einem Modell aus Cerveteri, das anscheinend hier übernommen wurde, nachdem es in Cannicella (Necropoli Etrusca di Cannicella) am Südhang erprobt worden war. 

Nekropole Crocifisso del Tufo Orvieto

Die Gräber sind entlang paralleler, rechtwinkliger Straßen nebeneinander aufgereiht, ganz so, als hätte ein Städteplaner ein Stadtviertel auf dem Schreibtisch entworfen. Da die würfelförmigen, aus Tuffblöcken gebauten Kammergräber, die Grabkammern und auch die dort gefundenen Grabbeigaben einen einheitlichen Charakter aufweisen, geht man davon aus, dass es neben der örtlichen Aristokratie auch eine starke und weit verbreitete Mittelschicht egalitären Typs gegeben haben muss. 

Nekropole Crocifisso del Tufo Orvieto

Die Straßen zwischen den Gräbern steigen zum Berg hin leicht an. Im oberen Bereich sind die älteren Gräber. Die schlichten, aus behauenen Tuff-Quadern errichteten Fassaden schließen oben mit einem Gesims ab. 

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Die Pseudo-Gewölbedächer wurden mit einer Erdschicht bedeckt, sodass flache Terrassen entstanden. Auf diesen wurden Cippi (Grabsteine) platziert, die säulenförmig, zwiebelartig oder kugelförmig sein konnten. Es fanden sich auch zwei sog. Kriegerkopfcippi mit Abbildungen menschlicher Köpfe aus dem späten 6. Jh. v. Chr. 

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Über der Eingangstür war der Name des dort bestatteten ersten Besitzers eingemeißelt. In den allermeisten Fällen handelt es sich um männliche Grabbesitzer, schließlich war auch in der etruskischen Familie meist ein Mann Familienoberhaupt. Die Analyse der Familiennamen zeigt, dass die hier begrabenen Personen nicht unbedingt aus der Umgebung stammen mussten. Hier wurden auch Falisker, Umbrier, Sabiner, sogar Kelten begraben.

Nekropole Crocifisso del Tufo in Orvieto

Gebaut wurden die würfelförmigen Gräber, die meist nur eine ca. 3 x 2 m große Grabkammer aufweisen, aus quadratischen Tuffsteinblöcken, die in regelmäßigen Reihen, ohne Verwendung von Mörtel, angeordnet sind. Die Decken bilden innen meist ein falsches Gewölbe, d. h. längsweise übereinander geschichtete Lagen von Steinplatten wurden so angeordnet, dass jede einzelne Lage über die darunter befindliche vorragte, bis der Abstand zwischen den beiden Flanken so klein war, dass eine Art Schlussstein an der Spitze genügte, um den Raum nach oben hin abzuschließen. Der Fußboden besteht aus Stampflehm oder Tuffstein. An der Rückwand sowie an einer Seite sind Steinbänke aus dem Felsen gehauen, auf denen man die Verstorbenen ablegte oder eine Aschenurne aufstellen konnte.

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Der Eingang war fast auf halber Höhe des ursprünglichen Straßenniveaus in den Boden eingelassen und mit Tuffsteinblöcken verkleidet, die mit den Außenwänden fluchten. Der Innenraum wurde mit einer großen Tuffsteinplatte verschlossen. Den Zwischenraum zwischen der Platte und der Außenwand füllte man im Allgemeinen mit Erde auf.

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Suchbegriffe bei Google Maps:
Necropoli etrusca di Crocifisso del Tufo


D. H. Lawrence in Etrurien

Meisterwerke der etruskischen Kunst

Gräber der Etrusker

BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Josef Durm: Die Baukunst der Etrusker. In: Handbuch der Architektur. Zweiter Band. Kröner (1905)
  • Veronika Maasburg: Etrusker & Römer. Reiseziele, Entdeckungen, Rekonstruktionen. H+L (1998)
  • Harald Haarmann: Die Anfänge Roms: Geschichte einer Mosaikkultur. Marix (2021)
  • Friederike Bubenheimer-Erhart: Die Etrusker. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2014)
  • Dirk Steuernagel: Die Etrusker: Ursprünge – Geschichte – Zivilisation. Marix (2020)
  • Friedhelm Prayon: Die Etrusker: Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2006)
  • Werner Rutishauser (Hrsg.): Etrusker: Antike Hochkultur im Schatten Roms. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2017)
  • Stephan Steingräber: Antike Felsgräber: unter besonderer Berücksichtigung der etruskischen Felsgräbernekropolen. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2015)
  • Niels Lobmann: Die Etrusker: Geschichte und Kultur einer antiken Supermacht. (2018)
  • Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2009)
  • Luciana Aigner-Foresti: Geschichte und Erbe der Etrusker. Kohlhammer (2023)
  • Carlo Rosati: Die Etrusker und ihre Hohlwege: Geschichte, Symbolik und Legende. Paulsen (2018)
  • Stephan Steingräber: Orvieto. Zabern (2010)
  • Margarete Demus-Quatember: Etruskische Grabarchitektur : Typologie und Ursprungsfragen. Grimm (1958)
  • Michael Grant: Rätselhafte Etrusker : Porträt einer versunkenen Kultur. Weltbild (1990)
  • Florian Knauß (Hrsg.): Die Etrusker : von Villanova bis Rom. Nünnerich-Asmus (2015)
  • Sybille Haynes: Kulturgeschichte der Etrusker. von Zabern (2005) 
  • Giovannangelo Camporeale: Die Etrusker : Geschichte und Kultur. Artemis & Winkler (2003)
  • Otto Wilhelm von Vacano: Die Etrusker : Werden und geistige Welt. Kohlhammer (1955)
  • Reinhard Herbig: Götter und Dämonen der Etrusker. von Zabern (1965)
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