Villa rustica Hechingen-Stein

Villa rustica Hechingen-Stein

Im Jahr 1973 stieß man bei Grabungsarbeiten auf einem Waldgrundstück nahe der Stadt Hechingen auf antike Mauern. Schnell wurde klar, dass es sich dabei um die Überreste einer großzügig bemessenen römischen Villa rustica handelte. Unter maßgeblicher Beteiligung des Landesdenkmalamts Tübingen wurde umgehend mit den Ausgrabungsarbeiten begonnen. Auf Initiative eines zu dem Zweck gegründeten Fördervereins entschloss man sich dann, die am schlechtesten erhaltenen Teile des Hauptgebäudes, eine Schmiede, Teile der Umfassungsmauer, einen Eckturm und Teile eines Tempelbezirkes auf den originalen Fundamenten nach historischen Vorlagen im Maßstab 1:1 zu rekonstruieren.
Das Anwesen, das wahrscheinlich gegen Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr. erbaut und im 2. Jh. stark erweitert wurde, beeindruckt durch seine beachtliche Größe. Die etwa 1 km lange und über 2 m hohe Umfassungsmauer umschließt eine Fläche von annähernd 5 Hektar. Innerhalb dieser Ummauerung befanden sich neben einem herrschaftlichen Haupthaus auch zahlreiche Nebengebäude. Bislang wurden ein Portal, ein Badegebäude, ein Eckturm, ein Wohngebäude, ein Speicher, eine Schmiede und ein Heiliger Bezirk freigelegt. Die diesbezüglichen Forschungen und Untersuchungen sind aber noch lange nicht abgeschlossen. Schließlich ist derzeit erst ein Drittel des Areals erschlossen.
Projektion: Ein Projekt von Robert Kuchar und Timo Schairer beim Lehr- und Forschungsbereich Graphisch-Interaktive Systeme am Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik (WSI/GRIS) der Universität Tübingen (2003). © Bild: Freilichtmuseum Hechingen-Stein
Besonderer Anziehungspunkt für die Besucher des Freilichtmuseums ist natürlich das teilweise rekonstruierte Hauptgebäude. Es handelt sich dabei um eine Portikusvilla mit aus der Fluchtlinie des Baukörpers hervorspringenden Eckrisaliten. Der südöstliche Eckrisalit, Teile des nördlich anschließenden Säulenganges und ein Drittel des Säulenganges (Portikus) wurden wieder aufgebaut. Die auf den originalen Fundamenten nach historischen Vorlagen neu errichteten Gebäudeteile beherbergen das Museum, in dem das originale Fundmaterial ausgestellt wird. Darüber hinaus werden auf zwei Ebenen detailliert ausgestattete Wohnräume gezeigt. 
Villa rustica Hechingen-Stein Umfassungsmauer kavalierstour
Die wahrscheinlich erst Anfang des 3. Jahrhunderts errichtete Umfassungsmauer, die wohl hauptsächlich dazu gedacht war, das repräsentative Erscheinungsbild der Gesamtanlage zu verstärken, war ca. 2,40 m hoch und mit Ziegeln abgedeckt. 
Villa rustica Hechingen-Stein Eckturm Kavalierstour
Einiges deutet darauf hin, dass der nordwestliche Eckturm, der mehrere Stockwerke hoch gewesen sein muss, bewohnt war. 
Villa rustica Hechingen-Stein Schuhmacher Kavalierstour
In dem liebevoll rekonstruierten Eckturm wird mit Hilfe lebensgroßer Figurinen und diverser Exponate die Arbeit eines Schuhmachers und einer Weberin nachempfunden.
Von hier aus gewinnt man einen Eindruck von der beeindruckenden Größe des gesamten Areals.
Villa rustica Hechingen-Stein Hypokaustheizung Kavalierstour
Die Reste der Hypokaustheizung im Badegebäude
Villa rustica Hechingen-Stein Latrine Kavalierstour
Die Latrine neben dem Tepidarium
Villa rustica Hechingen-Stein Säulengang Kavalierstour
Ein Säulengang verbindet das Hauptgebäude mit dem Badegebäude.
Eckrisalit Kavalierstour
Der rekonstruierte östliche Eckrisalit
Villa rustica Hechingen-Stein Kavalierstour
Im Erdgeschoss sind Originalfunde ausgestellt. Einige rekonstruierte Wohnräume kann man im Obergeschoss besichtigen.
Triclinium Speisezimmer Hechingen Kavalierstour
Im Triclinium, dem herrschaftlichen Speisezimmer, wurden die Mahlzeiten im Liegen eingenommen. In diesem Raum sind auch weitere Originalfunde ausgestellt. 
Villa rustica Hechingen-Stein Porticushalle Kavalierstour
Vom Erdgeschoss aus erreicht man die Portikushalle mit den offenen Rundbogenfenstern und der anschließenden Freitreppe.
Römer Beheizung Villa Kavalierstour
Die funktionstüchtige Feuerstelle zur Beheizung des Tricliniums
Heiliger Bezirk Kavalierstour
Der sog. „Heilige Bezirk“ stellt eine seltene Besonderheit dar. Derzeit ist der Wiederaufbau des zum Gutshof gehörenden Tempelbezirks voll im Gange. 
Haus des Priesters Kavalierstour
Das „Haus des Priesters“ im Tempelbezirk
BILDNACHWEIS
  • Projektion: Ein Projekt von Robert Kuchar und Timo Schairer beim Lehr- und Forschungsbereich Graphisch-Interaktive Systeme am Wilhelm-Schickard-Institut für Informatik (WSI/GRIS) der Universität Tübingen (2003). © Bild: Freilichtmuseum Hechingen-Stein
  • Alle anderen Bilder: © Kavalierstour. Mit freundlicher Genehmigung des Freiluftmuseums Hechingen - Stein

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