Römische Thermen Weißenburg

Römische Thermen Weißenburg

Die bei Bauarbeiten an einer neuen Reihenhaussiedlung in Weißenburg in Bayern entdeckten Überreste einer Bäderanlage aus römischer Zeit gehören zu den am besten erhaltenen diesbezüglichen Relikten in Süddeutschland. Da sich die Fundamente und Teile des aufgehenden Mauerwerks des 65 x 42 m großen Gebäudes in einem außergewöhnlich guten Zustand befanden, entschloss man sich, dieses archäologische Denkmal zu konservieren, teilweise zu rekonstruieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Archäologen legten großen Wert darauf, die Gebäudereste möglichst im Zustand ihrer Entdeckung zu belassen und die Ergänzungsarbeiten auf ein Minimum zu beschränken. Die so aufbereiteten Ruinen liegen heute unter einem zeltförmigen Schutzbau. 
CyArk: Römische Bäder Weißenburg

Gegen Endes des 1. Jhs. n. Chr. errichteten die Römer im Gebiet des heutigen Weißenburg zur Sicherung des neu eroberten Territoriums ein Alenkastell. Angrenzend an dieses Militärlager entwickelte sich rasch eine Zivilsiedlung (vicus bzw. canabae legionis), in der sich neben den Familien der Soldaten hauptsächlich Gastwirte, Handwerker, Händler und Veteranen niederließen. Man nimmt an, dass sich der Vicus von Biriciana, in dem wohl an die 2500 Menschen lebten, über eine Gesamtfläche von ca. 30 Hektar erstreckte. Inmitten dieser dicht bebauten Siedlung, etwa 150 m westlich des Kastells, entstand schon sehr bald eine Thermenanlage, von der allerdings nur noch wenige Reste erhalten geblieben sind. Damals dürfte das Gebäude aus Baderäumen in Steinbauweise (Caldarium, Tepidarium, Frigidarium, vielleicht sogar ein Sudatorium), die entlang einer geraden Achse angeordnet waren, und einem hölzernen Vorbau im Norden bestanden haben. Vor der westlichen Apsis des Warmbades befand sich die Heizanlage (praefurnium). Schon in dieser ersten Bauphase dürfte sich nördlich der Hauptbaderäume ein von einem Säulengang (porticus) umgebenes Areal (palaestra) befunden haben, das für sportliche Aktivitäten genutzt wurde.


Um 130 n. Chr. wurde das einfache Reihenbad erweitert und ausgebaut. Die Thermenanlage erhielt zusätzlich ein kreisrundes Sudatorium und ein zweites Tepidarium. Der ehemalige Umkleideraum (apodyterium) wurde zu einem Frigidarium mit zwei Wasserbecken umfunktioniert. Auf dem ehemaligen Sportgelände wurde eine geschlossene Thermenhalle aus Holz (basilica thermarum), die ebenfalls von einem Portikus umgeben war, errichtet. Allerdings konnten sich die Legionäre und die Bewohner der Zivilsiedlung nur kurz an dieser Badeanlage erfreuen. Um das Jahr 167 n. Chr. zerstörte nämlich ein Brand das Gebäude, ein Ereignis, das vermutlich mit den Einfällen der Markomannen zu der Zeit in Zusammenhang zu bringen ist.



Um das Jahr 180 n. Chr. wurden die Thermen neu errichtet, und zwar noch größer und noch luxuriöser. Auch wurde der Grundriss der Anlage verändert, die Räume waren nun ringförmig angeordnet. Aber auch diesmal dauerte es nicht allzu lange, bis eine neuerliche Katastrophe das Badevergnügen beendete. Im Zuge der Alamanneneinfälle, die in die Zeit um 230 n. Chr. zu datieren sind, wurde das Gebäude erheblich beschädigt. Rund 30 Jahre später wurde die Therme dann endgültig aufgegeben. Danach wurden nur noch einzelne verbliebene Räume genutzt, allerdings zu anderen Zwecken.

 Video: Biriciana - das römische Weißenburg © 7reasons

Rundgang

Die Besucher können von einem umlaufenden Steg aus alle Räumlichkeiten der römischen Badeanlage gut überblicken. Mit Hilfe der Informationstafeln werden die Ausstattung und die Nutzungsweise der einzelnen Räume veranschaulicht. Grundriss- und Rekonstruktionszeichnungen helfen dabei, die verschiedenen Bauphasen der Therme auseinanderzuhalten.

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Das kleine Tepidarium: Dieser Laubaderaum, der erst in der dritten Bauphase (um 180 n. Chr.) entstand, wurde als Verbindungs- und Übergangsraum zwischen dem Caldarium und dem – ebenfalls neu errichteten - großen Frigidarium genutzt. Da der Besucher von hier aus direkt in das Caldarium gelangen konnte, aber auch die Möglichkeit hatte, den Weg in den Heißbaderaum über die größeren Tepidarien 1 und 2 zu nehmen, wird die Therme in Weißenburg in der letzten Ausbaustufe dem Typus des Ringbades zugeordnet. In diesem dritten Tepidarium, dessen Fußbodenheizung (hypokaustum) mit der des benachbarten Caldariums verbunden war, befand sich ein kleines Wasserbecken. 

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Das Caldarium: Dieser feucht-heiße Raum wurde in allen drei Bauphasen nie grundlegend verändert. Man schätzt, dass hier Temperaturen von ca. 35 – 40 °C herrschten. Dies gelang einerseits dadurch, dass der Fußboden durch Hypokausten erwärmt wurde. In den drei Apsiden befanden sich Wasserbecken, die durch schildkrötenförmige bronzene Metallkessel über den Heizkanälen erwärmt wurden. Die Temperatur des Wassers in den Becken, die übrigens nicht besonders tief waren, dürfte ebenso um die 30 bis 40 °C erreicht haben. Da infolgedessen die Luftfeuchtigkeit in diesem Raum ziemlich hoch gewesen sein dürfte, drängt sich der Vergleich mit einem modernen Dampfbad geradezu auf. 

praefurnium

Die Heizstelle des Caldariums: An der Außenseite der westlichen Apsis des Caldariums befand sich die Heizstelle (praefurnium), die sowohl das Warmwasserbecken in der anschließenden Apsis als auch den Fußboden des Caldariums beheizte. Die Anlage wurde mit Hilfe eines Daches vor Wind und Wetter geschützt. Der Holzpflock symbolisiert die Pfostenstellung der Überdachung des ehemaligen hölzernen Schutzbaus für diese Heizstelle. 

  • Sudatorium

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Das runde Sudatorium der Bauphase II: Die Besucher der Therme nutzten den Raum, der um 150 n. Chr. an der Westseite des Thermengebäudes errichtet wurde, als Schwitzbad. Eine kombinierte Fußboden-/ Wandheizung sorgte für die notwendige Hitze. Sowohl die Hypokaustpfeiler als auch der zugehörige Heizkanal sind noch gut erkennbar. Nach der Zerstörung des Thermengebäudes durch eine Brandkatastrophe im Jahr 168 n. Chr. wurde die Gesamtanlage in den 180er- Jahren neuaufgebaut, allerdings ohne das runde Sudatorium. (Das neue, nunmehr rechteckige Sudatorium wurde an einer anderen Stelle platziert.) An der Stelle, wo sich vor der Zerstörung das runde Schwitzbad befunden hatte, entstand ein Betriebsareal, in dem sich die Heizstellen für die beiden Tepidaria des Bades befanden. 

  • rechteckiges Sudatorium

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  • Sudatorium Weißenburg

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Das rechteckige Sudatorium der Bauphase III: Beim Wiederaufbau der Therme nach dem Ende der Markomannenkriege (180 n. Chr.) wurde der Grundriss der Gesamtanlage verändert. Das ehemals runde Sudatorium wurde Richtung Norden verlegt und bekam eine rechteckige Form. Auch dieses Schwitzbad verfügte über eine eigene Heizanlage. Der Aufbau der Hypokaustheizung ist ebenfalls noch gut erkennbar. Allerdings sind die Hypokaustpfeiler in diesem Raum nicht nur aus Ziegeln, sondern auch aus gemauerten Sandsteinblöcken gefertigt. Zu diesem „Saunabereich“ gehörte ein kleiner Kaltbaderaum, in dem sich ein Kaltwasserbecken befand. Die Apsis, in der sich das Wasserbecken befand, wurde vollständig nachgebaut. Dies soll den heutigen Besuchern helfen, sich einen Eindruck von dem damaligen Raumverhältnissen zu machen. 

  • Basilika Thermarum

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Die Basilika Thermarum: Der Bereich nördlich der Thermen hat sich im Laufe der rund 160 Jahre dauernden Nutzung der Badeanlage stark verändert. In der ersten Bauphase befand sich dort ein nicht überdachter Hof für sportliche Aktivitäten (palaestra), der von einem offenen Säulengang (porticus) umgeben war. Etwas später wurde der Hof durch eine geschlossene, aus Holz errichtete Halle (basilika thermarum) mit umgebendem Portikus ersetzt. In der zweiten Bauphase wurde diese Basilika Thermarum samt umlaufender Wandelhalle durch ein gleichartiges Steinbauwerk ersetzt. In der dritten Bauphase schließlich wurde diese Thermenhalle Richtung Westen noch einmal vergrößert, die Wandelhalle wurde dann aber aufgegeben.

Labrum

Labrum: Im östlichen Bereich der Basilika befand sich ein großes Wasserbecken (labrum), dessen rundes, gemauertes Fundament noch gut zu erkennen ist.

  • Abwasserkanal

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Abwasserkanal: Der Hauptabwasserkanal, dessen gemauerte Wände nahezu 1,60 m hoch waren, leitete das Brauchwasser ab. Abgedeckt war er mit Stein- oder Holzbrettern. So konnten Wartungsarbeiten leichter durchgeführt werden. Als in der zweiten Bauphase ein weiterer Kaltbaderaum samt dazugehörigen Wasserbecken dazukam, wurde ein zweiter, kleinerer Abwasserkanal angelegt, der in den großen Hauptabwasserkanal mündete. 

Therme Weißenburg

Apodyterium und Frigidarium: In der ersten Bauphase befand sich hier ein beheizter Raum, der wahrscheinlich als Umkleideraum (apodyterium) genutzt wurde. In der zweiten Bauphase wurde dieser zu einem Frigidarium mit zwei Wasserbecken umfunktioniert. Rund 30 Jahre später wurden die Wasserbecken aber wieder zugeschüttet, der Boden darüber planiert. Da in der dritten Bauphase im Osten des Gebäudes ein neues, großes Frigidarium gebaut wurde, liegt die Vermutung nahe, dass dieser Raum neuerlich als Apodyterium fungierte.

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Frigidarium und Tepidarium: Dieser Raum diente in der ersten Bauphase als Frigidarium, dessen Wasserbecken sich in dessen Nordwestecke befand. In der zweiten Bauphase wurde der Kaltbaderaum zu einem Warmbaderaum (tepidarium) umfunktioniert. Im Zuge des dafür notwendigen Umbaus wurde das Wasserbecken und der dazugehörige Abwasserkanal abgetragen. Von hier aus konnten die Thermenbesucher zum runden Sudatorium gelangen. 

Winterapodyterium

Das Winterapodyterium der dritten Bauphase: Dieser Raum, der wahrscheinlich im Eingangsbereich lag, wird als ein geheizter Raum zum Umkleiden gedeutet. Die Pfeiler der Heizanlage bestanden hier aus aufgemauertem Sandstein und Mörtel, obwohl das aus heiztechnischer Sicht eigentlich wenig Sinn ergibt. 

  • Weißenburg

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Versorgungshof und Frigidarium: Während der Bauphasen I und II befanden sich hier zwei Heizstellen, die man noch gut an den Heizkanälen erkennen kann. In der Bauphase III wurde an der Stelle ein neues, großes Frigidarium mit einem großen Kaltwasserbecken errichtet. 

Römische Therme Weißenburg

Das Tepidarium: Von der ersten Bauphase an befand sich an der Stelle ein Übergangsraum vom Kalt- zum Heißbadebereich (tepidarium), in dem angenehme Temperaturen herrschten.

BILDNACHWEIS



  • Rekonstruktionsversuch der römischen Bäder von Weißenburg in ihrer abschließenden Phase. Rauch steigt von den Feuerungsstellen auf. CyArk. © Bild: Wikimedia Commons

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BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Yvonne Reichel: Badeluxus am Limes. Die Römischen Themen Weißenburg. Schriften der Museen Weißenburg (2020)
  • Ernst Künzl: Die Thermen der Römer. Konrad Theiss (2013)
  • Deutsche Limes-Straße. Von Bad Hönningen/Rheinbrohl am Rhein bis Regensburg an der Donau. Verein Deutsche Limesstraße e.V. (2017)
  • Britta Rabold u.a.: Der Limes: Die Deutsche Limes-Straße vom Rhein bis zur Donau: Die Deutsche Limes-Strasse vom Rhein bis zur Donau. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2000)
  • Suzana Matesic (Hrsg.): Interdisziplinäre Forschungen zum Limes: Beiträge zum Welterbe Limes Band 10. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2020)
  • Margot Klee: Der römische Limes in Hessen: Geschichte und Schauplätze des UNESCO-Welterbes. Archäologische und Paläontologische Denkmalpflege. Landesamt für Denkmalpflege Hessen (2009)
  • Alexander Rudow: Der Limes: Geschichte - Bedeutung – Wirkung. Regionalia (2021)
  • Thomas Fischer u.a.: Der römische Limes in Bayern: Geschichte und Schauplätze entlang des UNESCO-Welterbes. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (2017)
  • Andrea May (Hrsg.) u. Matthias Pausch (Hrsg.): Limes, Land und Leute: Der raetische Limes in Mittelfranken. Schriften aus dem Limeseum Ruffenhofen (2021)
  • Marcus Trier (Hrsg.) u. a.: Roms fließende Grenzen. Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen 2021/2022. Begleitband zu den Ausstellungen rund um das UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes. 
  • Suzanna Matesic u. Sebastian Sommer: Am Rande des Römischen Reiches: Ausflüge zum Limes in Süddeutschland. Nünnerich-Asmus (2015)
  • Philipp Filtzinger (Hrsg.) u. a.: Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss (1986)
  • Philipp Filtzinger: Limesmuseum Aalen. Gesellschaft zur Förderung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart (1991)
  • Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg: Römerstätten und Museen von Aalen bis Zwiefalten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2005)
  • Simon Sulk: Das römische Kastell Biriciana Weißenburg in Bayern. Pustet (2020)
  • Thomas Fischer: Das Römerkastell Eining und seine Umgebung. Pustet (2016)
  • Karl Heinz Rieder: Kipfenberg. Römer und Bajuwaren im Altmühltal: Museum - Limes - Archäologische Wanderungen. Pustet (2020) 
  • Thomas Fischer: Die Villa rustica von Möckenlohe und die römische Landwirtschaft in Bayern. Pustet (2017)
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