Die königliche Villa von Agia Triada
Eine minoische Entwässerungsrinne unmittelbar neben einer mykenischen.
Der im 16. Jh. v. Chr. erbaute Gebäudekomplex von Agia Triada (auf der Skizze rote Linien), der die Form eines unregelmäßigen L besitzt, weist – obwohl er nicht die Ausmaße der Paläste von Knossos oder Phaistos hat – viele architektonische Merkmale eines minoischen Palastes auf. Es gab dort Hallen, die auch durch Reihen deckenhoher, doppelflügiger Türen (Polythyra) miteinander verbunden waren, Lagerräume, Werkstätten, Portiken, Terrassen, Balkone, gepflasterte Innenhöfe, Freitreppen etc. Die Wandmalereien weisen den gleichen Stil auf wie die in Knossos.
Vom Eingang zur Ausgrabungsstätte führt eine Treppe zum Südostflügel der minoischen Villa. Von dem ehemals zweigeschossigen Bau sind nur noch die Fundamente erhalten. Man nimmt an, dass es sich dabei um ein Nebengebäude handelt, in dem vielleicht Wohnungen untergebracht waren, da sich zwischen diesem Haus mit vor- und zurückspringender Fassade und der eigentlichen königlichen Villa ein gepflasterter Weg befindet. Nach Süden schließt ein kleines Heiligtum aus mykenischer Zeit an. Man betrat diesen kleinen Tempel durch einen Vorraum. Dann öffneten sich zwei Türen zur eigentlichen Cella des Heiligtums, die auf einer Seite auch eine Steinbank besaß. Der Fußboden war mit einem Fresko mit Meeresszenen geschmückt.
Der gepflasterte minoische Weg, der wohl von Phaistos nach Agia Triada führte, endet an einer großen Treppe an der Ostseite des Palastes.
Es empfiehlt sich, die Besichtigung des neopalatialen Palastbaus, der wie gesagt in mykenischer Zeit überbaut wurde, am Westflügel der Anlage zu beginnen. Die Zimmer am Südrand des Westflügels befinden sich etwas unterhalb der aus dem 14. Jh. n. Chr. stammenden Einraum-Kapelle Agios Georgios Galatas. Die untereinander nicht verbundenen Räume hatten nach Osten hin Fensteröffnungen. Vor diesen Räumen befand sich ein langgestreckter Lichthof. Möglicherweise lebte in diesen Räumen, die Böden aus festgestampfter Erde hatten, das Dienstpersonal des Palastes.
In einem dieser Räume wurde ein Meisterwerk der minoischen Kunst, der berühmte trichterförmige „Paradebecher“ oder „Prinzenbecher“ gefunden. Datiert wird dieses Reliefrhyton aus schwarzem Speckstein auf etwa 1500 – 1450 v. Chr. Heute befindet sich dieses Kunstwerk im Archäologischen Museum in Heraklion.
Die Wohnräume befanden sich in der Nordwestecke des Palastes. Auf den gepflasterten Böden sind noch die Spuren des Brandes, der den Palast zerstört hat, zu sehen. Einem überdachten Raum mit einer rekonstruierten, an den Wänden umlaufenden Bank gebührt dabei besondere Beachtung. Die Wände dieses Raumes sind nämlich mit prächtigen Wandverkleidungen aus Alabaster versehen. Zwischen den Verkleidungen befinden sich Spalten für senkrechte Holzbalken, die die Konstruktion zusammenhielten und ihr besondere Festigkeit und Elastizität verliehen, was bei den häufig vorkommenden Erdbeben nicht ganz unwesentlich war. Die Tür links führt in einen kleinen Raum mit einer erhöhten rechteckigen Platte, die unter Umständen zum Schlafen benutzt wurde.
Weiter geht es Richtung Osten, wo sich die Magazine der Villa befanden. Außerhalb der Nordfassade sieht man die Reste eines gepflasterten Weges.
Die Magazine liegen unterhalb der Fundamente des darüberliegenden mykenischen Megaronbaus.
Östlich dieser Magazine befindet sich weitere Wohnräume und ein Lichthof. Erhalten haben sich auch Teile einer Treppe, die in das Obergeschoß führte.
Nordöstlich des minoischen Palastbereichs schließt sich der Nordhof an. Dieser ist nach Westen hin offen. Im Osten sind fünf Pfeilerfundamente einer Stoa erhalten, über der sich in hellenistischer Zeit ein Tempel des Zeus Velchanos befand.
Schließlich erreicht man die Ruinen der mykenischen Siedlung, die sich westlich unterhalb einer Agora erstreckte. Dieser Marktplatz bildete mit acht rechteckigen Räumen, denen eine große Stoa vorgelagert waren, den Mittelpunkt des mykenischen Ortes. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Geschäfte.

Suchbegriff bei Google Maps:
Archäologische Ausgrabungsstätte des Klosters der Dreifaltigkeit
- Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
- J. Lessley Fitton: Die Minoer. Theiss (2004)
- Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
- Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
- Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
- Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
- George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
- Ingo Pini: Beiträge zur minoischen Gräberkunde. Deutsches Archäologisches Institut (1968)
- Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
- Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
- Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
- Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
- Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
- Angelos Chaniotis: Das antike Kreta. Beck'sche Reihe (2020)
- Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)