Da die Wände des Tempels aus Stein errichtet wurden, sind relativ große Teile davon erhalten geblieben. Das auf einem Podium errichtete Bauwerk besaß eine rund 8,5 x 4,5 m große Cella. Rechts und links neben diesem Raum, in dem wahrscheinlich eine Statue der Minerva - die hier vor allem als heilende Gottheit verehrt wurde - untergebracht war, befanden sich zwei lange, schmale Räume, die vermutlich als Magazine dienten. Die Gesamtbreite des nach Westen hin orientierten Tempels beträgt etwa 10 m. Das Heiligtum wurde von zwei, rechtwinkelig von der Tempelrückwand hervorspringende Mauerflügel (antae) eingefasst, die bis an die Front eines den Räumen vorgelagerten Podiums reichten. Das Bauwerk bekrönte ein Satteldach, das an der Front auch an zwei dazwischen gestellten Säulen ruhte. Wie man aus einigen gefundenen architektonischen Fragmenten schließen kann, besaß der Tempel einen mit Figurengruppen geschmückten Frontgiebel. Die Figuren könnten u. U. mit dem Mythos der „Sieben gegen Theben“ in Verbindung gestanden haben. Zu dem Bauwerk gelangte man über einen Treppenaufgang, der nach den ersten vier Stufen durch ein von großen Steinplatten gebildetes Zwischenpodest unterbrochen wurde. Weitere vier Stufen führten schließlich zu der halboffenen Halle, die den drei Räumen vorgelagert war.
Die Archäologische Zone Fiesole

Fiesole war im 18. und 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel von Florenz aus und Teil vieler Grand-Tour-Routen. Der Ort galt wegen seiner Lage, der weiten Aussicht über das Arnotal und seiner antiken Überlieferung als sehenswert. Als das antike Fæsulæ bekannt, war Fiesole vor allem für seine etruskische Stadtmauer bekannt, die Reisende als sichtbares Zeugnis der Frühgeschichte betrachteten. Darüber hinaus waren Teile des römischen Theaters bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkennbar und wurden dargestellt, auch wenn die systematischen Ausgrabungen erst später erfolgten. Fiesole bot den Reisenden damit einen Eindruck von antiker Vergangenheit in einer landschaftlich reizvollen Umgebung, ergänzt durch mittelalterliche und frühneuzeitliche Bauten.
Volterran alabaster urn: „Journey of a magistrate to the underworld”. 2. Jh. v. Chr. Museo Civico Archeologico Fiesole
Die Anlage wurde Anfang des 20. Jhs. freigelegt, nachdem man in diesem Abschnitt eine Nekropole aus langobardischer Zeit entdeckt und ausgegraben hatte. Aber erst die in der Zeit zwischen 1955 und 1962 durchgeführten wissenschaftlichen Grabungen brachten die Gewissheit, dass sich an der Stelle schon in archaischer Zeit ein etruskisches Bauwerk befand, vielleicht eine kleine Ädikula. Nach der Zerstörung dieses Bauwerks Ende des 4. Jhs. v. Chr. durch ein Feuer erfolgte die Errichtung eines etruskischen Antentempels, der durch ein Podium erweitert wurde. An seiner Stelle entstand nach der römischen Eroberung (etwa 90 v. Chr.) ein neuer, größerer Tempel, der weitgehend dem Plan des etruskischen Heiligtums folgte.
Der etruskische Tempel
Der römische Tempel
Die letzte Ausbaustufe der Gesamtanlage
Die Freitreppe vor dem römischen Tempel in der letzten Ausbaustufe
Die römischen Thermen
Man geht heute davon aus, dass die in ihrer Gesamtausdehnung rund 75 x 53 m großen Thermen schon Ende des 1. Jhs. v. Chr. errichtet wurden.
Die Palaestra mit dem Kaltwasserbecken und der anschließenden Zisterne
Ein Kaltwasserbecken, das der etwas höher gelegenen Palaestra vorgelagert ist
Das Caldarium mit der Fußbodenheizung, das Tepidarium und die drei Rundbögen des Frigidariums
Das Kaltbad wird durch drei Rundbögen in zwei Teile gegliedert.
Das römische Theater

Frühe Darstellung des römischenTheaters während der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts. © Bild: Wikimedia Commons
Das heute für Veranstaltungen genutzte römische Theater stammt aus der augusteischen Periode und zählt somit zu den sehr frühen Anlagen dieser Art.

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Area archeologico di Fiesole
- Josef Durm: Die Baukunst der Etrusker. In: Handbuch der Architektur. Zweiter Band. Kröner (1905)
- Veronika Maasburg: Etrusker & Römer. Reiseziele, Entdeckungen, Rekonstruktionen. H+L (1998)
- Harald Haarmann: Die Anfänge Roms: Geschichte einer Mosaikkultur. Marix (2021)
- Friederike Bubenheimer-Erhart: Die Etrusker. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2014)
- Dirk Steuernagel: Die Etrusker: Ursprünge – Geschichte – Zivilisation. Marix (2020)
- Friedhelm Prayon: Die Etrusker: Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2006)
- Werner Rutishauser (Hrsg.): Etrusker: Antike Hochkultur im Schatten Roms. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2017)
- Stephan Steingräber: Antike Felsgräber: unter besonderer Berücksichtigung der etruskischen Felsgräbernekropolen. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2015)
- Niels Lobmann: Die Etrusker: Geschichte und Kultur einer antiken Supermacht. (2018)
- Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2009)
- Luciana Aigner-Foresti: Geschichte und Erbe der Etrusker. Kohlhammer (2023)
- Carlo Rosati: Die Etrusker und ihre Hohlwege: Geschichte, Symbolik und Legende. Paulsen (2018)
- Stephan Steingräber: Orvieto. Zabern (2010)
- Margarete Demus-Quatember: Etruskische Grabarchitektur : Typologie und Ursprungsfragen. Grimm (1958)
- Michael Grant: Rätselhafte Etrusker : Porträt einer versunkenen Kultur. Weltbild (1990)
- Florian Knauß (Hrsg.): Die Etrusker : von Villanova bis Rom. Nünnerich-Asmus (2015)
- Sybille Haynes: Kulturgeschichte der Etrusker. von Zabern (2005)
- Giovannangelo Camporeale: Die Etrusker : Geschichte und Kultur. Artemis & Winkler (2003)
- Otto Wilhelm von Vacano: Die Etrusker : Werden und geistige Welt. Kohlhammer (1955)
- Reinhard Herbig: Götter und Dämonen der Etrusker. von Zabern (1965)