Die kleine, im Südosten der Provinz Grosseto gelegene Gemeinde Pitigliano liegt zwischen tiefen, von den Bächen Lente und Meleta eingeschnittenen Schluchten auf einem ca. 300 m hoch gelegenen Tuffsteinfelsen. Zusätzlich zu den natürlichen Canyons finden sich rund um die Stadt einige sogenannte „Vie Cave“, Wegesysteme der Etrusker, die mit Spitzhacken und Faustkeilen in den Tuffstein gegraben wurden. Diese langen, schattigen Gänge, die im Durchschnitt etwa einen halben Kilometer lang, drei Meter breit und bis zu 30 m tief sind, führen vom oberen Plateau zu den Talsohlen. Zum Teil sind diese „Wege im Fels“ mit ausgeklügelten Entwässerungssystemen versehen. Bis heute weiß man nicht, warum die Etrusker vor etwa 2500 Jahren diese Wege angelegt haben. Vermutlich hatten sie kultische Bedeutung. Die vielen am Wegesrand platzierten Nekropolen legen dies nahe. Es könnte sich aber auch um Straßen, die die Siedlungen miteinander verbanden, um Fluchtwege, oder um Pfade für Prozessionen bzw. Zeremonien, die der Kommunikation mit Gottheiten und der Welt der Toten dienten, handeln.