Zwischen dem 3. und der ersten Hälfte des 1. Jhs. v. Chr., dem Zeitraum nach der Eroberung durch die Römer, muss es aber hier ein florierendes städtisches Leben gegeben haben, wie die von Isidoro Falchi zwischen 1893 und 1886 durchgeführten Ausgrabungen zeigen. Hauptsächlich besteht dieser als „Hellenistisches Viertel“ bezeichneter Teil des antiken Vatluna aus einem Wohnviertel mit einer gepflasterten Straße, der sog. Via Decumana, die auf einer Seite von einer Zeile sog. Atrium-Häuser und von Lagerhäusern gesäumt wird. An der gegenüberliegenden Seite der Via Decumana liegt ein weites Gelände, das von Becken, Brunnen und überdeckten Leitungen für die Wasserversorgung dieses Stadtgebietes eingenommen wird. Über die gepflasterte Straße (Via Ripidia), die seitlich den Hügel hinaufführt, gelangt man zu einem aristokratischen Haus aus dieser Zeit, das sog. „Domus die Medea“, ein Haus mit einem zentralen Innenhof, der mit Terrakottasteinen bedeckt war, die im Museum Isidoro Falchi zu besichtigen sind. Weiter hinten befindet sich das „Domus dei Dolia“, das von einem Leben im Wohlstand erzählt. Es besteht aus Räumen mit luxuriösen Fußböden (heute der Erhaltung wegen verdeckt), Wänden mit farbenfrohen leuchtenden Fresken in römischer Tradition. Der Name des Anwesens geht auf die mit zahlreichen Krügen (Dolia) gefüllten Lagerräume zurück, die zur Aufbewahrung von Nahrungsmitteln und Öl dienten.
Die Ausgrabungsstätte Scavi Città in Vetulonia
Das etruskische Vatluna besaß am (heute ausgetrockneten) Prile-See einen florierenden Hafen, von dem aus die Bewohner dieses bedeutsamen Stadtstaates das in den umliegenden Minen gewonnene Eisen exportieren und kostbare Waren, unter anderem auch Gold, aus fernen Ländern importieren konnten. Über diesen ehemaligen großen, salzhaltigen Binnensee bestand nämlich sowohl eine Verbindung zum Meer als auch zur benachbarten Zwölfstädtebund-Metropole Roselle. Im Laufe der Zeit etablierte sich dieser - ebenfalls zu dem legendären Zwölfstädtebund gehörende -etruskische Stadtstaat auch zu einem Zentrum höchster Goldschmiedekunst. Einer antiken Tradition zufolge soll Vetulonia die Zeichen der Königsmacht an Rom übergeben haben: die Liktoren-Bündel, den kurulischen Stuhl ( Amtsstuhl der höheren Magistraten als Herrschaftszeichen), die rot gesäumte Toga und die Kriegstrompete.
Nachdem die Römer Vatluna erobert hatten, verlor die ehemals blühende Stadt immer mehr an Bedeutung. Dazu kam, dass die in der Spätantike einsetzende Versumpfung der Maremma die historischen Handelswege abschnitt und in weiterer Folge auch weitgehend unbewohnbar machte.
Das Viertel wurde im 1. Jh. v. Chr. durch ein Feuer zerstört und verlassen. Der heutigen Meinung nach handelte es sich bei dem Brand um eine exemplarische Strafe durch Sulla, Führer der aristokratischen Partei, der nach dem Sieg über Mario die etruskischen Städte für dessen Unterstützung bestrafen wollte.
Rundgang
Die „Via Decumana“
Geschäftslokale
Wannen, Brunnen und Abwasserkanäle
Domus di Medea
Domus di Medea
Die Via Ripidia
Domus dei Dolia

Suchbegriffe bei Google Maps:
Area Archeologica di Vetulonia Poggiarello Renzetti
- Josef Durm: Die Baukunst der Etrusker. In: Handbuch der Architektur. Zweiter Band. Kröner (1905)
- Veronika Maasburg: Etrusker & Römer. Reiseziele, Entdeckungen, Rekonstruktionen. H+L (1998)
- Harald Haarmann: Die Anfänge Roms: Geschichte einer Mosaikkultur. Marix (2021)
- Friederike Bubenheimer-Erhart: Die Etrusker. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2014)
- Dirk Steuernagel: Die Etrusker: Ursprünge – Geschichte – Zivilisation. Marix (2020)
- Friedhelm Prayon: Die Etrusker: Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2006)
- Werner Rutishauser (Hrsg.): Etrusker: Antike Hochkultur im Schatten Roms. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2017)
- Stephan Steingräber: Antike Felsgräber: unter besonderer Berücksichtigung der etruskischen Felsgräbernekropolen. Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2015)
- Niels Lobmann: Die Etrusker: Geschichte und Kultur einer antiken Supermacht. (2018)
- Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (2009)
- Luciana Aigner-Foresti: Geschichte und Erbe der Etrusker. Kohlhammer (2023)
- Carlo Rosati: Die Etrusker und ihre Hohlwege: Geschichte, Symbolik und Legende. Paulsen (2018)
- Stephan Steingräber: Orvieto. Zabern (2010)
- Margarete Demus-Quatember: Etruskische Grabarchitektur : Typologie und Ursprungsfragen. Grimm (1958)
- Michael Grant: Rätselhafte Etrusker : Porträt einer versunkenen Kultur. Weltbild (1990)
- Florian Knauß (Hrsg.): Die Etrusker : von Villanova bis Rom. Nünnerich-Asmus (2015)
- Sybille Haynes: Kulturgeschichte der Etrusker. von Zabern (2005)
- Giovannangelo Camporeale: Die Etrusker : Geschichte und Kultur. Artemis & Winkler (2003)
- Otto Wilhelm von Vacano: Die Etrusker : Werden und geistige Welt. Kohlhammer (1955)
- Reinhard Herbig: Götter und Dämonen der Etrusker. von Zabern (1965)