Aidonia

Das mykenische Gräberfeld von Aidonia

Im Jahr 1978 wurden etwa 15 km vom antiken Zeusheiligtum Nemea entfernt zwei intakte Kammergräber aus mykenischer Zeit entdeckt. In den folgenden Jahren wurden in diesem Gräberfeld, das sich bei dem kleinen Ort Aidonia befindet, noch weitere Gräber freigelegt, wobei man feststellen musste, dass die meisten davon bereits geplündert waren. 1993 tauchten Fundstücke aus Aidonia in den Vereinigten Staaten auf. Schließlich gelang es den griechischen Behörden, den Schatz, der zuvor noch im Washingtoner Kapitol und im Archäologischen Nationalmuseum Athen ausgestellt worden war, wieder auf die Peloponnes zurück zu bringen. Seit 2000 kann man die Funde aus diesem umfangreichen mykenischen Friedhof im Archäologischen Museum von Nemea bewundern. Ab 2016 grub man dann im Rahmen eines größer angelegten Projekts noch weitere Gräber aus, die verschiedene Gegenstände enthielten, die sich ebenfalls in einem bemerkenswert guten Zustand befinden. 
Der mykenische Friedhof von Aidonia befindet sich auf einem nach Süden abfallenden Hügel etwas oberhalb der kleinen Ortschaft Aidonia, die zur Gemeinde Nemea gehört. Zwar kann man mit dem Auto bis zu dem Schild, das sich am westlichen Rand des Geländes befindet, fahren. All jenen Autofahrern, die nicht so gern auf einem sehr schmalen Güterweg fahren, sei aber geraten, das Fahrzeug lieber im Ort stehen zu lassen und die paar hundert Meter zu Fuß den Hügel hinauf zu gehen. Belohnt wird man jedenfalls mit einem fantastischen Ausblick.
Mykenisches Gräberfeld Aidonia

Das bei Aidonia gefundene Gräberfeld aus dem 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. umfasst mehr als 20 in den Fels gehauene Kammergräber mit meist längeren Eintrittskorridoren und ein Schachtgrab, in dem sich das Skelett eines Pferdes ohne Kopf befunden hatte. Wie sich aus den dort gemachten Funden schließen lässt, waren die hier Bestatteten, die in enger Beziehung zu dem nicht weit entfernt gelegenen Mykene und der gesamten Argolis standen, von hohem sozialen Rang. 

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Kammergräber haben Eintrittskorridore, an deren Ende sich die Eingänge zu den dahinterliegenden Grabkammern befinden. Ein Eintrittskorridor (Dromos) ist meist eng, kann mal länger oder kürzer sein, jedenfalls verjüngt er sich in den meisten Fällen konstant nach oben hin.

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Am Ende des Dromos befindet sich der Eingang (Stomion) des Grabes.

Stomion mykenischer Friedhof Aidonia

Die in den Felsen gehauenen Grabkammern (Thalami) sind teils rund oder rechteckig. 

Die Grabkammern sind manchmal auch mit einer oder mehreren Nebenkammern oder Nischen ausgestattet. 

  • Nische in der Grabkammer

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  • Grabkammer Kammergrab Nische

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Manche Kammergräber haben auch eine rechteckige Grabkammer mit einem aus den Fels geschlagenen Satteldach. Bei einem wird auch so etwas wie ein Firstbalken dargestellt. Damit wollte man wohl den Eindruck eines Hauses erwecken. 

  • Kammergrab mit Satteldach

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  • Kammergrab Aidonia

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  • Kammergbrab

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Fast ausnahmslos wurden die Verstorbenen im Rahmen einer bestimmten Zeremonie in die Grabkammer gelegt. Um sie herum wurden Beigaben wie Werkzeuge, Schmuck, Keramik, Waffen etc. platziert. Anschließend verschloss man die Kammer und schüttete den Dromos mit Erde zu. Beim nächsten Begräbnis wurde die Kammer wieder geöffnet, die Reste der vorherigen Bestattung in einer Grube deponiert und so Platz für den neuen Leichnam geschaffen. Da die Kammergräber für zahlreiche Bestattungen über einen langen Zeitraum ausgelegt waren, werden sie in der Forschung häufig als Familiengräber bezeichnet.

Kammergrab Aidonia

Auf jeden Fall sollte man sich die Fundstücke aus Aidonia, die sich im Museum von Nemea befinden, ansehen. An dieser Stelle nur drei Beispiele: 

Mykenische Goldornamente: Teil des zurückgekehrten Mykenischen Schatzes des mykenischen Friedhofs von Aidonia im Archäologischen Museum von Nemea. © Bild: Wikimedia Commons

Ringe: Gold signed rings with reliefs (horse and female characters). Aidonia, from a grave, ca 1500 BC. Archaeological Museum of Nemea. © Bild: Wikimedia Commons

Mykenischer goldener Siegelring mit der Abbildung eines Streitwagens. Teil des zurückgekehrten Mykenischen Schatzes des mykenischen Friedhofs von Aidonia im Archäologischen Museum von Nemea. © Bild: Wikimedia Commons

BILDNACHWEIS


  • Allgemeiner Aufbau von mykenischen Kammergräbern: Hajo Becker. © Bild: Wikimedia Commons
  • Mykenische Goldornamente: Gold Ornaments MN 1012 α-στ -Aidonia-Museum of Nemea
    © Bild:
    Wikimedia Commons
  • Ringe: Gold rings with reliefs, Aidonia, 1500 BC, AM of Nemea. © Bild: Wikimedia Commons
  • Mykenischer goldener Siegelring: © Bild: Wikimedia Commons

Suchbegriff bei Google Maps:
Mycenaean cemetery of Aidonia

Von Nemea (Archaelogical site of Nemea) sind es nur ca. 15 km bis Aidonia. Ab dort geht es gut beschildert zur Ausgrabungsstätte, wobei man die letzten paar hundert Meter vielleicht eher zu Fuß gehen sollte.


Bestattung und Totenkult

Mykene Schachtgräber und Schatzhäuser
Tiryns Tholosgrab
Die Nekropole Dendra

BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
  • J. Lessley Fitton: Die Minoer. Theiss (2004)
  • Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
  • Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
  • Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
  • Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
  • George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
  • Ingo Pini: Beiträge zur minoischen Gräberkunde. Deutsches Archäologisches Institut (1968)
  • Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
  • Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
  • Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
  • Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
  • Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
  • Angelos Chaniotis: Das antike Kreta. Beck'sche Reihe (2020)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)
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