Midea

Die Burg von Midea

Etwa 10 km östlich von Argos befindet sich auf einer steilen, nur von Nordwesten her zugänglichen Anhöhe die in seinen Dimensionen sogar noch Mykene übertreffende Burgfestung von Midea. Das ehemals von einer 450 m langen und bis zu 7 m starken kyklopischen Befestigungsmauer umgebene, etwa 24.000 m² große Siedlungsareal besteht aus zwei Bereichen, die durch eine schroffe Felsrippe getrennt sind. Die Unterburg, die einen großen Teil des nordwestlichen Berghangs einnimmt, ist in eine Abfolge schräger Terrassen gegliedert. Auf der Oberburg, die sich auf dem höchsten Plateau befand, wird sich vermutlich der Palast des lokalen Dynasten befunden haben. Keramikfunde, die man außerhalb des Mauerrings bergen konnte, deuten auf die Existenz einer Unterstadt hin. Am Ende des 13. Jhs. v. Chr. wurde dieses mykenische Machtzentrum, wie auch Mykene und Tiryns, durch ein Erdbeben, einen Brand oder durch ein kriegerisches Ereignis zerstört. Die Burg blieb aber auch nach dieser Katastrophe bewohnt, wie dies Weihegaben für ein Heiligtum, das sich hier in archaischer Zeit ( 7. – 6. Jh. v. Chr.) befunden haben muss, bezeugen. 
Die ersten Siedlungsspuren, die sich in Midea nachweisen lassen, stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. In frühhelladischer Zeit (ab 3100 v. Chr.) entwickelte sich dann auf dem 268 m hohen Hügel, der den nordöstlichen Winkel der Ebene von Argos beherrscht, eine blühende Siedlung, die während der späthelladischen Zeit (1420 – 1190 v. Chr.) zu einem wichtigen Zentrum der mykenischen Kultur wurde. Die heute noch sichtbaren Mauern, wie auch die meisten der besser erhaltenen Bauten der Burg werden in die 2. Hälfte des 13. Jhs. v. Chr. datiert. Die Funde aus dieser Zeit („mykenische Palastzeit“) bezeugen Handelsbeziehungen zu Kreta und zu Regionen des östlichen Mittelmeers (Ägypten, Syrien, Palästina, Zypern). Um 1200 v. Chr. wurde Midea stark zerstört, die Burg blieb jedoch auch danach, in der sog. „Nachpalastzeit“, bewohnt. Wie Tonfiguren und Miniaturgefäße aus archaischer Zeit zeigen, dürfte sich im 7. bis 6. Jh. v. Chr. hier ein Heiligtum befunden haben. Um 470 v. Chr. wurde die Siedlung wahrscheinlich von den Argivern, die übrigens kurz danach auch Mykene devastierten, endgültig zerstört. Im 1. Jh. n. Chr. war, wie wir von Strabon wissen, das ehemals blühende Midea verlassen. Pausanias, der bei seinen Reisen in Griechenland auch Midea einen Besuch abstattete, sah jedenfalls dort nur noch die Grundmauern. 
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Die strategisch günstige Lage mit ungehindertem Blick in alle Richtungen bietet die Möglichkeit, die ganze Ebene und die Meeresbucht von Argos zu kontrollieren. Wie die noch erhaltenen Spuren des mykenischen Wegenetzes zeigen, war die Burg von Midea mit den anderen mykenischen Zentren in der Argolis verbunden. 

  • Midea Mauer

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  • Midea Kyklopische Mauer

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Einst schützte eine starke Mauer fast die gesamte Bergkuppe. Nur an der Südostseite verzichtete man auf eine derartige Befestigung, da in diesem Bereich die Steilheit des Geländes natürlichen Schutz bot. Die Länge der geradlinig verlaufenden Mauern, die an einigen Stellen bis zu einer Höhe von 7 m erhalten ist, betrug 450 m. Die Ecken hatten gerundete, bastionsartige Vorsprünge, die offensichtlich die Befestigung verstärken sollten.

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Die aus großen Steinen im kyklopischen Stil erbauten Mauern ähneln denen, die wir bereits aus Mykene und Tiryns kennen. Für die Außenfassaden wurden große Steine verwendet. Als Füllmaterial dienten kleinere Steine. Damit erreichten die wuchtigen Mauern eine Stärke von bis zu 7 Metern.

Das Innere der Akropolis ist in zwei Ebenen unterteilt, die durch eine schroffe Felsrippe getrennt sind. Auf der ehemals durch eine starke Terrassenmauer von der Unterburg getrennten Oberburg (1), die sich auf dem höchsten Plateau befand, wird sich vermutlich der Palast des lokalen Dynasten befunden haben. Die Unterburg (2), die einen großen Teil des nordwestlichen Berghangs einnimmt, ist in eine Abfolge schräger Terrassen gegliedert. Bei den bisherigen Ausgrabungen wurden das Osttor (3), das Westtor (4), ein enger Gang (13) durch den Westschenkel der Befestigungsmauer, der wahrscheinlich als Geheimpforte diente, verschiedene Gebäudekomplexe im Bereich der Tore und auf den nordöstlichen und südwestlichen Terrassen der Unterburg entdeckt. Vor allem die Reste von Bauten auf der untersten nordöstlichen Terrasse der Burg sind dabei besonders erwähnenswert, weil das gefundene Hauptgebäude die Form eines „Megarons“ (8) aufweist. Während der in den Jahren 2012 bis 2014 durchgeführten Restaurierungs- und Präsentationsarbeiten wurde ein drittes Tor an der Nordseite der Festung freigelegt (14).

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Das in eine Abfolge schräger Terrassen gegliederte Areal, auf dem sich die Unterburg befand

Gebäudekomplexe beim Westtor in Midea

Gebäudekomplexe beim Westtor

  • Westtor Midea

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  • Westtor Midea

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Das Westtor

Im Bereich der Unterburg wurde ein Labyrinth von Mauern ausgegraben, die in der Blütezeit der mykenischen Epoche (13. Jh. v. Chr.) errichtet wurden. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Gebäuden, die wahrscheinlich nacheinander errichtet wurden, d. h. das ursprüngliche Gebäude mit seinen Grundmauern wurde im Laufe der Zeit umgebaut und etwas verändert. Das Hauptgebäude, das rund 14 m lang und fast 8 m breit ist und die Form eines „Megarons“ aufweist, besteht aus einem rechteckigen Raum mit einer Feuerstelle in der Mitte, die von vier Säulenbasen umgeben ist, und einem kleinen dahinterliegenden Raum. Das Gebäude, das Ähnlichkeiten mit dem Megaron, das im nahegelegenen Tiryns gefunden wurde, aufweist, wurde durch ein Erdbeben zerstört, das Midea Ende des 13. Jhs. v. Chr. erschütterte. Kurz danach wurde es in neuer Form wieder aufgebaut, als langer, rechteckiger Raum mit einer Säulenreihe in der Mitte. In diesem „Megaron“ und den dazugehörigen Räumen wurden Ritualgefäße aus Ton, Kultfiguren, kostbare Schwertknäufe, Schmuck aus Fayence und Siegelabdrücke gefunden. 

  • Megaron Midea

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  • Meagaron Midea

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Der Megaron-Komplex

BILDNACHWEIS

  • East Gate of the Mycenaean city of Midea, in Argolid. Elisa Triolo - Flickr © Bild: Wikimedia Commons

Suchbegriff bei Google Maps:

Akropolis des antiken Midea


Mykene
Bestattung und Totenkult

Mykenische Friedhof Aidonia
Mykene Schachtgräber und Schatzhäuser
Die Nekropole Dendra

BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
  • J. Lessley Fitton: Die Minoer. Theiss (2004)
  • Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
  • Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
  • Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
  • Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
  • George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
  • Ingo Pini: Beiträge zur minoischen Gräberkunde. Deutsches Archäologisches Institut (1968)
  • Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
  • Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
  • Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
  • Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
  • Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
  • Angelos Chaniotis: Das antike Kreta. Beck'sche Reihe (2020)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)
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