Aphaiatempel

Das Heiligtum der Aphaia
auf Ägina

Auf der nur wenige Seemeilen südwestlich von Athen gelegenen Insel Ägina befindet sich ein der Göttin Aphaia geweihtes Heiligtum, in dem sich beeindruckende Überreste eines spätarchaischen Tempels erhalten haben. Zu Beginn des 19. Jhs. bildete dieses Meisterwerk der antiken Baukunst die Kulisse für Gemälde und ein wichtiges Vorbild für die Entwicklung der klassizistischen Architektur. Heute zählt das „Archaeological Museum of Aphaia“ nicht nur zu den sehenswertesten Attraktionen Griechenlands, die dort auf freiem Feld herumliegenden originalen Steinblöcke sind auch von weitreichender bauhistorischer Relevanz, da sie die Konstruktionsprinzipien des antiken Tempelbaus eindrucksvoll offenlegen.

View of the temple during the excavations of 1811 in Cockerell publication. Bild: © Wikimedia Commons

Der Reiseschriftsteller und Geograph Pausanias (um 115 – um 180 n. Chr.) erwähnt zwar in seiner Beschreibung Griechenlands ganz kurz, dass sich auf der Insel Ägina das Heiligtum der Aphaia befindet, beschreibt aber nicht im Detail, wie es aussah. Anstatt dessen geht er etwas näher darauf ein, dass die Hauptgöttin der Insel eigentlich aus Kreta stammt. 


„Auf Aigina, wenn man zum Berg des pangriechischen Zeus geht, kommt das Heiligtum von Aphaia ..... Die Kreter sagen …, dass Britomaris die Tochter von Zeus und Karme war. Sie genoss Rennen und Jagden und war Artemis besonders lieb... Nicht nur die Kreter, sondern auch die Aegineter verehren sie. Die Aegineter sagen, Britomaris habe sich ihnen auf ihrer Insel gezeigt. Ihr Beiname bei den Äginetern ist Aphaia , und auf Kreta ist es Diktynna.“

Pausanias, Beschreibung Griechenlands 2.30.3


In Europa wurde der Tempel durch die Aktivitäten und Veröffentlichungen der britischen Society of Dilettanti bekannt. Im April 1811 half dann der britische Archäologe, Architekt und Schriftsteller Charles Robert Cockerell, der auf seiner ausgedehnten Kavalierstour (Grand Tour), die er hauptsächlich in Griechenland verbrachte, den antiken Tempel freizulegen. Die dabei entdeckten Skulpturen (Ägineten), die als die am besten erhaltenen Giebelskulpturen der archaischen Zeit gelten, stehen seit 1827 in der Glyptothek in München. (Die Skulpturen des Aphaiatempels sind aus kunsthistorischer Sicht deswegen so bedeutsam, da sie den Übergang von der Archaik zur frühen Klassik dokumentieren. Die Figuren im Westgiebel folgen nämlich der Darstellungsweise der Archaik, die des Ostgiebels der Darstellungsweise der Klassik.) Nach seiner Rückkehr nach London gründete er ein Architekturbüro, wurde zum Professor für Architektur ernannt und schrieb viele Artikel und Bücher über Archäologie und Architektur.


„Der Hafen ist sehr malerisch. Von der Stadt gingen wir gleich weiter zum Tempel des Jupiter, der in einiger Entfernung darüber steht; und nachdem wir Arbeiter zusammengebracht hatten, die uns beim Bewegen der Steine usw. helfen sollten, stellten wir die Zelte für uns auf und nahmen Besitz von einer Höhle in der nordöstlichen Ecke der Plattform, auf der der Tempel steht ….. als Unterkunft für die Dienerschaft ….“

Charles Robert Cockerell, 19. April 1811


Edmund Turrell (1781 – 1835): The Temple of Aphaia at Aegina. Bild: © Wikimedia Commons

Schon in mykenischer Zeit wurden der Göttin Aphaia auf der (heute bewaldeten) Bergkuppe im Norden der Insel Opfergaben dargebracht. Zwischen 500 und 490 v. Chr., als die Insel ihre höchste wirtschaftliche, politische und kulturelle Blüte erreicht hatte, ging man daran, auf diesem uralten Kultplatz einen großen Tempel dorischer Ordnung zu errichten, der einen an der Stelle kurz davor abgebrannten kleineren Vorgängerbau ersetzten sollte. Der spätarchaische Peripteros mit 6 x 12 Säulen stand in einem von einer steinernen Mauer eingefassten Heiligtum mit einem imposanten Propylon an der Südseite. In dem Heiligtum befanden sich zudem eine 14 m hohe einzelne Säule mit einer marmornen Sphinx an der Spitze und ein auf die Mittelachse des Tempels ausgerichteter Brandopferaltar vor dem Tempel. An die Mauer angebaut war eine nur von außen zugängliche Häusergruppe, die wohl von den Priestern genutzt wurde. 

Aphaia Tempel Ägina

Das Eingangstor bildete den einzigen Zugang zu der künstlich aufgeschütteten Tempelterrasse, die von einer hohen Steinmauer mit einem Ziegelaufbau umgeben war. 

Ägina Aphaia Tempel

Außerhalb des Propylons sind noch die Fundamente der Gebäude zu sehen, die für den Tempelbetrieb vonnöten waren.

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Die ältesten Priesterwohnungen stammen aus dem 7. Jh. v. Chr. Die meisten Gebäudereste sind aber in das 5. Jh. v. Chr. zu datieren. 

Ägina

Der Tempel weist die übliche Anordnung von Pronaos, Cella und Opisthodom auf. Die Säulen und die Cellawände bestehen aus lokalem Kalkstein. Das Dach hatte Terrakotta-Dachziegel des korinthischen Typs. 

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An der Ostseite des Tempels führt eine Rampe in das Innere des Peripteros, der auf einer dreistufigen Krepis steht. 

  • Aphaitempel Ägina

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Die Cella ist in Längsrichtung durch zwei doppelstöckige Säulenreihen unterteilt.

  • Ägina Aphaiatempel

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Die Westansicht

  • Ägina Aphaitempel

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Anhand der verbauten sowie der frei im Gelände verstreut liegenden bearbeiteten Steinblöcke lassen sich die Konstruktionsprinzipien des antiken Tempelbaus nachvollziehen. Es empfiehlt sich, dazu die auf der Informationstafel an der Westseite des Tempels abgebildeten Illustrationen zu Rate zu ziehen. 

BILDNACHWEIS:

  • Paul Munhoven: View of the temple during the excavations of 1811 in Cockerell publication. Bild: © Wikimedia Commons
  •  Edmund Turrell - The Temple of Aphaia at Aegina, Elevations - B1975.2.831 - Yale Center for British Art. Bild: © Wikimedia Commons

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BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Raimund Wünsche: Glyptothek München: Meisterwerke griechischer und römischer Skulptur. Bewck (2017)
  • Dieter Ohly: Die Aegineten. Die Marmorskulpturen des Tempels der Aphaia auf Aegina. Bd. 1-3 Beck (1976 – 2001)
  • Dieter Ohly: Tempel und Heiligtum der Aphaia auf Ägina. Erläutert an den Holzmodellen in der Glyptothek in München. Beck (1977) 
  • Gottfried Gruben: Griechische Tempel und Heiligtümer. Hirmer (2001)
  • Adolf Furtwängler: Aegina, das Heiligtum der Aphaia. Digitalisat (1906)
  • Adolf Furtwängler: Die Aegineten der Glyptothek König Ludwigs I. Digitalisat (1906)
  • Vinzenz Brinkmann u. Ulrike Koch-Brinkmann (Hrsg): Bunte Götter – Golden Edition. Die Farben der Antike. Ausstellungskatalog. München (2019) 
  • Catherina Philippa Bracken: Antikenjagd in Griechenland: 1800–1830. Prestel (1975) 
  • Ernst-Ludwig Schwandner: Der ältere Porostempel der Aphaia auf Aegina . de Gruyter (1993)
  • Gottfried Gruben: Griechische Tempel und Heiligtümer. Hirmer (2001)
  • Tonio Hölscher: Klassische Archäologie. Grundwissen. WBG (2022)
  • Hansgeorg Bankel: Der spätarchaische Tempel der Aphaia auf Aegina. de Gruyter (1993)
  • Andreas Scholl: Antikensammlung Berlin: Meisterwerke antiker Skulptur. Beck (2020)
  • Ralf von den Hoff: Einführung in die Klassische Archäologie. Beck (2019)
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