Musenhügel

Der Musenhügel

Laut Pausanias wurde in der Antike der höchste der westlich der Akropolis gelegenen Hügel nach dem Universalgenie Musaios von Athen benannt, der hier gelebt und gewirkt haben soll. Angeblich gehört ein in den Fels gehauener Platz nordöstlich der Hügelkuppe zu einer Anlage, an der einst dieser legendäre Dichter, Musiker, Philosoph und Prophet verehrt wurde. Es könnte aber auch sein, dass der Hügel nach einem dort befindlichen Heiligtum benannt wurde, an dem den Musen - den Schutzgöttinnen der Kunst - Opfer dargebracht wurden. Heutzutage ist es aber eher üblich, für den Höhenrücken die Bezeichnung „Philopapposhügel“ zu verwenden. Auf seiner Kuppel befinden sich nämlich die Überreste eines 12 m hohen Denkmals, den die Athener für den syrischen Prinzen Philopappos errichteten, der sich während seiner Amtszeit als römischer Konsul als Wohltäter Athens gezeigt hatte. 

Die „Archaeological Site of Hills of Muses, Pnyx and Nypmphs”, die sich heute über große Teile der westlich der Akropolis gelegenen Hügelkette erstreckt, ist eine weitläufige Parkanlage, die sich sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen einer großen Beliebtheit erfreut. Den Eingang zu der frei zugänglichen Archaeological Site findet man an dem Busumkehrplatz, wo die Dionysiou Areopagitou Straße, die sich um den Akropolishügel schmiegt, in die zur Agora führende Apostolou Pavlou Straße einmündet. Nicht weit von der dort befindlichen Informationstafel entfernt, zweigt ein Weg Richtung  „Gefängnis des Sokrates“ ab. Zwar erinnern die dort befindlichen drei in den Fels gehauenen Räume tatsächlich an einen Kerker. Es scheint aber nicht sehr glaubhaft zu sein, dass in diesen Höhlen der für das abendländische Denken so bedeutsame Philosoph tatsächlich seinen letzten Tage verbrachte. Weiter geht es dann zu einer Plattform, von der aus man einen fantastischen Ausblick auf die Akropolis hat. Auf dem von dem Architekten und Stadtplaner Dimitris Pikionis in den 1950er-Jahren angelegten Weg begegnet man mehrmals den Überresten der Diateichisma – eine Ende des 4. Jhs. v. Chr. errichtete, rund 900 m lange Mauer, die an die „Langen Mauern“ des Themistokles anschloss. Von der Aussichtsplattform ist es dann nicht mehr weit zu dem berühmten Philopapposmonument auf der Hügelkuppe. Etwas unterhalb des von den Athenern zwischen 114 und 119 n. Chr. zu Ehren des Gaius Iulius Antiochus Epiphanes Philopappus errichteten Grabmonuments befindet sich das in den Fels gehauene ehemalige Heiligtum, das man gerne mit Musaios von Athen oder mit den Schutzgöttinnen der Kunst, den Musen, in Verbindung bringt. Die erst im Jahr 2009 freigelegte sog. „Deaf Man´s Cave“ ist eine typische Behausung aus der klassischen Zeit, die dann später in ein Grabdenkmal umgewandelt wurde. Bei den Touristen besonders beliebt ist der „Platz der sieben Throne“ (Eptathronon), eine Terrasse, an deren Südseite kunstvoll sieben Sitze in den Fels gemeißelt wurden. 

  • Gefängnis des Sokrates

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Das “Gefängnis des Sokrates": Die höhlenartige Struktur der in den felsigen Hang des Philopapposhügel gehauenen Räumlichkeiten dürfte zu der volkstümlichen Überlieferung geführt haben, dass es sich bei dem Gebäude entweder um das "Gefängnis des Sokrates" oder um ein "antikes Bad" handelt. Wie man aber aus der Ausrichtung der Balkenlöcher auf der Oberfläche des Felsens schließen kann, stellen die drei sorgfältig in den Fels getriebenen Räume eher den unteren Teil eines ehemals zwei- oder dreistöckigen Wohnhauses aus klassischer Zeit dar. Die Nutzung der Räume ist unbekannt. Während des Zweiten Weltkriegs dienten die Höhlen als Versteck für Kunstschätze aus den Beständen des Archäologischen Nationalmuseums. Bilder: Kavalierstour, Thomas Smart Hughes: Wikimedia Commons, C. messier: Wikimedia Commons, Unknown author Wikimedia Commons

  • Diateichisma

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Überreste der Diateichisma auf dem Musenhügel: Um der herannahenden Gefahr durch die Makedonier begegnen zu können, erbauten die Athener Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. auf den Kämmen des Musenhügels, der Pnyx und des Nymphenhügels eine 900 m lange Mauer (Diateichisma), die an die sog. „Langen Mauern“ anschloss, die unter der Führung von Themistokles um 456 v. Chr. vollendet wurden. Im Jahr 294 v. Chr. wurde dieser Stadtmauer auf dem Gipfel des Musenhügels auch eine kleine Festungsanlage, die als „makedonische Festung bekannt ist, angegliedert. In der Zeit Justinians (6. Jahrhundert v. Chr.) wurde dieser Abschnitt der Stadtmauer noch einmal verstärkt und mit zusätzlichen Türmen versehen.

  • Philopapposmonument,

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Das weithin sichtbare Philopapposmonument, nach dem heute der ganze Hügel benannt ist.

Die Athener errichteten zwischen 114 und 119 n. Chr. auf dem Musenhügel zu Ehren des syrischen Prinzen Gaius Iulius Antiochus Philopappos, der sich während seiner Amtszeit als römischer Konsul Athen gegenüber sehr großzügig gezeigt hatte, dieses 12 m hohe Denkmal. Ursprünglich hatte der aus pentelischem Marmor bestehende Bau eine Grundfläche von etwa 9 x 9 m. Heute ist nur mehr ein Teil davon erhalten, da große Teile eingestürzt sind. Im 15. Jahrhundert dürfte er, wie wir von dem italienischen Kaufmann und Epigraphiker Cyriacus von Ancona (um 1391 – um 1455) wissen, noch weitgehend unbeschädigt gestanden haben. Der noch heute erhaltene Teil des Grabmonumentes zeigt die kopflosen Sitzstatuen des Philopappos (in der Mitte) und seines Vorfahren Antiochos IV. (links). Darunter befindet sich ein Relief mit der Darstellung eines Triumphzuges. Hinter dem Denkmal befand sich eine Grabkammer mit dem Sarkophag des Philopappos. 1904 wurde das Denkmal von dem griechischen Architekten Nikolaos Balanos teilweise restauriert.

Musaios von Athen

Am Nordhang des Philopapposhügels gibt es eine künstlich in den Fels gehauene Struktur mit größeren und kleineren Nischen. Es könnte sein, dass diese Anlage zu einem Grabdenkmal gehörte, in dem Musaios von Athen (angeblich Universalgenie und Erfinder des Hexameters) seine letzte Ruhestätte gefunden hatte. Weitaus wahrscheinlicher scheint es aber zu sein, dass sich hier ein den Musen gewidmetes Heiligtum befand, das dem Hügel seinen Namen gab. 

Deaf Man´s Cave

Die aus dem Fels gehauenen Räume, die man heute als „Höhle des Gehörlosen“ (Deaf Man´s Cave) bezeichnet, befinden sich in der Nähe des „Kimon-Grabes“ (Kimon´s Tomb) außerhalb der Diateichisma-Stadtmauer. Die Anlage besteht aus zwei Kammern und einer quadratischen Außenterrasse. Ursprünglich dürfte es sich dabei um eine Wohnstätte gehandelt haben, die typisch für die klassische Zeit war. Später wurde die Höhle in ein Grabdenkmal umgewandelt, das zu einem Friedhof gehörte, der sich in hellenistischer Zeit entlang der Koile-Straße entwickelte. 

  • Seven Seats Plateau

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An der Südseite des sog. „Platzes der sieben Throne“ (Seven Seats Plateau), einer in den Fels gehauenen, 13 x 10 m großen Terrasse befinden sich sieben kunstvoll aus dem Stein herausmodellierte Sitze. Bei der Anlage könnte es sich um einen Ort, an dem Gericht gesprochen wurde, oder um einen Versammlungsraum (etwa der Bule) handeln. Andere wiederum glauben, dass sich hier einfach die Bewohner der umliegenden Häuser trafen. Und dann gibt es einige Archäologen, die meinen, man könnte den Ort mit der Mutter der Götter (Kybele) in Verbindung bringen. Laut einer Inschrift, die man in der Nähe des Kimon-Grabes fand, soll sich nämlich in der Nähe ein Heiligtum der Großen Mutter Kybele befunden haben. 

BILDNACHWEIS:

  • Prison of Socrates: Thomas Smart Hughes, Travels in Sicily Greece and Albania… Illustrated with engravings of maps scenery plans, vol. I, London, J. Mawman, 1820. © Bild: Wikimedia Commons
  • Socrates prison, Pnyx. The use of the building, despite its name, is still unknown. C messier © Bild: Wikimedia Commons
  • Prison of Socrates: Unknown author - LSH 103065 (hm_dig17044). © Bild: Wikimedia Commons
  • The Monument to Philopappos, Athens, 1805, Giovanni Battista Luisieri. Creative Commons. National Galleries Scotland

With special thanks to 
Dimitrios Tsalkanis


Geschichte der Agora von Athen

Die Akropolis in Athen - Kavalierstour

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Auf den Spuren der Philosophen in Athen - Kavalierstour

BUCHEMPFEHLUNGEN
  • Patrick Schollmeyer: Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Athen und Attika. Nünnerich-Asmus (2019)
  • Ancient Agora of Athens – Areopagus Hill. Brief history and tour. Publication of the Association of Friends of the Acropolis. (2004)
  • Ulrich Sinn: Athen – Geschichte und Archäologie. Beck (2004)
  • Karl W. Welwei: Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert. WBG (1999)
  • Karl W. Welwei: Athen. Vom neolithischen Siedlungsplatz zur archaischen Großpolis: Vom neolithischen Siedlungsplatz zur archaischen Grosspolis. WBG (2001)
  • Heiner Knell: Vom Parthenon zum Pantheon- Meilensteine antiker Architektur: Meilensteine der antiken Architektur. Philipp von Zabern (2013)
  • Heiner Knell: Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. - eine Stadt verändert ihr Gesicht: Archäologisch-kulturgeschichtliche Betrachtungen. WBG (2000)
  • Christian Meier: Athen: Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Pantheon (2012)
  • Christian Habicht: Athen: Die Geschichte der Stadt in hellenistischer Zeit. Beck (1995)
  • Jutta Stroszeck u. Andrea Schellinger: »... in einer Ruhe die wundernimmt«: Der Kerameikos in literarischen Zeugnissen von 1863 bis heute. Kadmos (2017)
  • Jutta Stroszek: Der Kerameikos in Athen: Geschichte, Bauten und Denkmäler im archäologischen Park. Bibliopolis (2014)
  • Renate Tölle-Kastenbein: Das archaische Wasserleitungsnetz für Athen und seine späteren Bauphasen. WBG (1994)
  • Renate Tölle-Kastenbein: Das Olympeion in Athen. Böhlau (1994)
  • Gottfried Gruben u.a.: Die Heiligtümer und Tempel der Griechen. Hirmer (2001)
  • Savas Gogos u.a.: Das Dionysostheater von Athen: Architektonische Gestalt und Funktion. Phoibos (2008)
  • Emil Reisch und Wilhelm Dörpfeld: Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysostheaters in Athen und anderer griechischer Theater. Hansebooks (2019)
  • Adolf Boetticher: Die Akropolis von Athen. Springer (2013)
  • Christoph Höcker und Lambert Schneider: Die Akropolis von Athen: Eine Kunst- und Kulturgeschichte. WBG (2001)
  • John McK. Camp II u. Craig A. Mauzy (Hrsg.): Die Agora von Athen: Neue Perspektiven für eine archäologische Stätte. Philipp von Zabern (2009)
  • Hans Rupprecht Goette u. Jürgen Hammerstaedt: Das antike Athen: Ein literarischer Stadtführer. C.H.Beck (2012)
  • Klaus Gallas: Reclams Städteführer Athen: Architektur und Kunst (2019)
  • Peter Connolly u. Hazel Dodge: Die antike Stadt. Das Leben in Athen und Rom. Könemann (1998)
  • Frank Börner: Die bauliche Entwicklung Athens als Handelsplatz in archaischer und klassischer Zeit (Quellen und Forschungen zur Antiken Welt). Tuduv (1996)
  • Heiner Knell: Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. - eine Stadt verändert ihr Gesicht. WBG (2000)
  • Frank Kolb: Agora und Theater, Volks- und Festversammlung - Archäologische Forschungen, Band 9. (1981)
  • Christian Meier: Athen: Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Pantheon (2012)
  • Leonhard Burckhardt u. Jürgen Ungern-Sternberg (Hrsg.): Große Prozesse im antiken Athen. C.H.Beck (2000)
  • Peter Funke: Athen in klassischer Zeit (Beck'sche Reihe 2074). C.H.Beck (2019)
  • Dorothy B. Thompson: An Ancient Shopping Center (Agora Picture Book 12). American School of Classical Studies at Athens (2001)
  • Laura Gawlinski: Athenian Agora (Museum Guides). American School of Classical Studies at Athens (2014)
  • Susan I. Rotroff , Robert D. Lamberton: Women in the Athenian Agora (Agora Picture Book, Band 26). American School of Classical Studies at Athens (2006)
  • Alison Frantz: The Middle Ages in the Athenian Agora (Agora Picture Book 7). American School of Classical Studies (1961)
  • Wilfried Nippel: Antike oder moderne Freiheit: Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit. Fischer (2008)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das Klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert. Primus (2001)
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