Olympieion

Der Tempel des 
Olympischen Zeus

Der Tempel des Olympischen Zeus in Athen ist das größte antike Bauwerk auf dem griechischen Festland und einer der größten korinthischen Tempelanlagen überhaupt. Der mächtige, von dem Seleukidenkönig Antiochos IV. Epiphanes 174 v. Chr. gestiftete und von Kaiser Hadrian im 2. Jahrhundert n. Chr. fertiggestellte Bau verbindet alle Merkmale der kleinasiatisch-ionischen mit der klassisch korinthischen Ordnung. Als der römische Kaiser 132 n. Chr. den gewaltigen Tempel weihte, waren die Athener überwältigt. Über einem 41 x 108 m großen und 2 m hohen Stufenunterbau erhob sich der gigantische Dipteros. Insgesamt 104, fast 17 m hohe Säulen umgaben die Cella, in der sich eine Kopie der aus Gold und Elfenbein gefertigten Statue befand, die der berühmte Phidias für den Zeus-Tempel in Olympia erschaffen hatte. Allein für die Anfertigung der Säulen mussten 15.000 Tonnen Marmor verarbeitet werden. Und in dem 205 x 129 m großen Bezirk, der das Heiligtum umgab, wurden neben zahllosen Standbildern berühmter Griechen auch Dutzende Porträts des römischen Kaisers aufgestellt, dem Athen so viel zu verdanken hatte. 

So könnte es im römischen Viertel, das während der sog. hadrianischen Stadtwerweiterung im 2. Jahrhundert n. Chr. am Ilissos-Fluss entstanden war, ausgesehen haben. An den grasbewachsenen Ufern dieses Flusses, der heutzutage überwiegend unter der Erde verläuft, standen damals noch viele schattenspendende Bäume. Von links beginnend sehen wir an der Ostseite des Flusses das Heiligtum der Artemis Agrotera, das 449 v. Chr. als Amphiprostylos (Vorbild für den etwas kleineren Nike-Tempel auf der Akropolis) errichtet wurde. Hier feierten die Athener jedes Jahr ihren Sieg bei der Schlacht von Marathon. Weiter rechts befindet sich der um 150 n. Chr. errichtete Kronos und Rhea geweihte Poros-Tempel, der eines an der Stelle schon seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert befindlichen, ebenfalls diesen Titaten geweihte Heiligtum ersetzte. Zwischen dem Kronos- und Rhea- Tempel und der Mauer, die das gewaltige Olympieion umgab, kann man ein Delphinion, ein dem delphischen Apollo, dem Beschützer von Häfen und Schiffen geweihten Tempel, erkennen. Ganz rechts das von Hadrian in Auftrag gegebene Pantheon. In der Ferne thront der Parthenon auf der Akropolis. © Bild: Dimitrios Tsalkanis & Prof. Chrysanthos Kanellopoulos: ancientathens3d.com

An der Stelle, an der sich heute die spärlichen Reste des Olympieions befinden, wurden einige Spuren von einem aus dem 6 Jh. v. Chr. stammenden Tempel gefunden. Nachweisbar sind auch Arbeiten an einem – bereits dem Zeus gewidmeten – gewaltigen Peripteros aus der Zeit der Peisistratiden -Tyrannis, der sich mit den zu der Zeit errichteten Riesentempeln in Ionien und Sizilien messen lassen wollte. Allerdings gelang es damals nicht, das ambitionierte Bauvorhaben zu vollenden. Nach dem Ende der Tyrannenherrschaft blieb das Bauwerk, von dem gerade mal der Stufenunterbau fertig geworden war, jahrhundertelang als Steinbruch und Ruine liegen. Die vorbereiteten Säulentrommeln wurden für den Bau der „Langen Mauern“ (unter der Führung des Themistokles um 479 v. Chr. errichtete Befestigungsmauern, die Athen mit dem Hafen Piräus verbanden) verwendet. 

Rund 350 Jahre nachdem Peisistratos und seine Nachkommen mit dem Bau eines gewaltigen Zeus-Heiligtums begonnen hatten, befahl der Seleukidenkönig Antiochos IV. Epiphanes (um 215 – 164 v. Chr.) auf den alten Fundamenten einen neuen Tempel zu errichten. Der damit beauftragte römische Architekt Decimus Cossutius veränderte das ursprüngliche Konzept nur wenig. Allerdings plante er das Monument nun als korinthischen Dipteros (ein Tempel, der an allen vier Seiten von mindestens zwei Säulenkränzen umgeben ist). Nach dem Tod des Auftraggebers wurden die Arbeiten jedoch erneut eingestellt. Somit blieb also der dritte Versuch, an der Stelle einen kolossalen Tempel zu Ehren des Göttervaters zu errichten, wieder erfolglos. Als dann die Römer im Jahr 86 v. Chr. Athen erobert hatten, ließ der siegreiche Heerführer Lucius Cornelius Sulla sogar einige korinthische Säulen nach Rom transportieren, wo sie beim Bau des Jupiter-Tempels auf dem Kapitol Verwendung fanden.



Zwar wurde während der Regierungszeit des Augustus noch ein Versuch unternommen, den Tempel fertigzustellen, aber erst Kaiser Hadrian (76 – 138 n. Chr.) war es vergönnt, den Bau zu vollenden. Bereits anlässlich seiner ersten Reise nach Athen erteilte er den Auftrag, den Tempel des Zeus nach den Plänen des Cossutius zu vervollständigen. Bereits 7 Jahre nach Auftragserteilung konnte der umtriebige Bauherr und großzügige Förderer Athens den Tempel nebst der Goldelfenbeinstatue des Zeus (eine Kopie des Werkes von Phidias in Olympia) um 131/132 n. Chr. höchstpersönlich einweihen. 

Der korinthische Tempel, der auf einem 2 Meter hohen Stufenunterbau stand, hatte eine Grundfläche von 41 x 108 Metern. Die 104 korinthischen, 17 Meter hohen Säulen, die den Hauptraum (Cella) umgaben, maßen 2 Meter im Durchmesser, und waren an den Längsseiten in Doppelreihen und an den Schmalseiten in Dreierreihen angeordnet. Im Inneren des Tempels befand sich eine Kopie der von Phidias stammenden Zeus-Statue von Olympia und wahrscheinlich auch eine Statue des Kaisers. Um den Tempel herum wurde eine Mauer gebaut, entlang derer Dutzende Porträts des Kaiser als Opfergaben von allen Städten Griechenland aufgestellt waren. © Bild: Wikimedia Commons

Den Eingang zum Olympieion markiert das zu Ehren Hadrians errichtete Ehrenmonument, das als sog. „Hadrianstor“ eine gewisse Bekanntheit errungen hat. Auftraggeber für dieses Bauwerk, das sich an der Grenze zwischen der alten Stadt und den nach dem Kaiser benannten neuen Stadtviertel befand, war der Athener Stadtrat. Der Name des Architekten ist nicht überliefert. Das aus pentelischem Marmor bestehende Monument ist 18 m hoch, 13, 5 m breit und hat eine Tiefe von 2,3 m. Der Durchgang ist 6,10 m breit. Zwei Inschriften sind bemerkenswert. Richtung Altstadt steht geschrieben: „Dies ist Athen, einst Theseus’ Stadt“. Richtung der unter Hadrian neu errichteten Neustadt findet sich der Spruch: „Dies ist Hadrians´, nicht Theseus’ Stadt“. © Bild: Wikimedia Commons

Nachdem der Tempel von den germanischen Herulern, die Athen im Jahr 267 n. Chr. erobern konnten, schwer beschädigt worden war, gab man die heilige Stätte auf. In der Folge wurde sie als Steinbruch benutzt. 1436 waren von den 104 Säulen nur noch 21 übrig geblieben. Heute existieren nur noch 16 Säulen, von denen eine 1852 während eines Sturms umfiel.

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1759 wurde auf Befehl des türkischen Gouverneurs eine Säule gesprengt. Marmor konnte man nämlich zur Herstellung von Kalk verwenden, der für den Bau einer Moschee vonnöten war. Louis-Francois Edward Cassas (1756-1827) © Bild: Wikimedia Commons

Das im Oktober 1839 aufgenommene Bild des französischen Geschäftsmannes Pierre-Gustave Joly zeigt im Vordergrund die Säulen des Olympieions und im Hintergund die Akropolis. Weitere Details über diese Aufnahme erfährt man in den Notizen des Fotografen: "Oktober 1839. Blick auf die Säulen des olympischen Jupiters, vom linken Ufer des Ilyssos, vom Stadion aus gesehen. Es sind 16 Säulen; über den letzten beiden Säulen der Hauptgruppe befindet sich ein kleiner, grober Aufbau, in dem ein Asket oder ein heiliger Mann gelebt hatte, weshalb das Volk diese Säulen die Narrensäulen nennt; an ihrem Fuß sieht man den Hadriansbogen, auf dem an der Seite geschrieben steht: hier ist die Stadt des Hadrian. Dieser Bogen ist viel höher, als es hier den Anschein hat, denn das Niveau der Basis liegt unter dem der Jupitersäulen. Im Hintergrund die Akropolis und der Tempel der Minerva oder Parthenon". Pierre-Gustave Joly (1798-1865) Engraver: Appert - Special Collections of the University of St Andrews image. © Bild: Wikimedia Commons

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With special thanks to 
Dimitrios Tsalkanis


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  • Patrick Schollmeyer: Die 40 bekanntesten archäologischen Stätten in Athen und Attika. Nünnerich-Asmus (2019)
  • Ancient Agora of Athens – Areopagus Hill. Brief history and tour. Publication of the Association of Friends of the Acropolis. (2004)
  • Ulrich Sinn: Athen – Geschichte und Archäologie. Beck (2004)
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  • Karl W. Welwei: Athen. Vom neolithischen Siedlungsplatz zur archaischen Großpolis: Vom neolithischen Siedlungsplatz zur archaischen Grosspolis. WBG (2001)
  • Heiner Knell: Vom Parthenon zum Pantheon- Meilensteine antiker Architektur: Meilensteine der antiken Architektur. Philipp von Zabern (2013)
  • Heiner Knell: Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. - eine Stadt verändert ihr Gesicht: Archäologisch-kulturgeschichtliche Betrachtungen. WBG (2000)
  • Christian Meier: Athen: Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Pantheon (2012)
  • Christian Habicht: Athen: Die Geschichte der Stadt in hellenistischer Zeit. Beck (1995)
  • Jutta Stroszeck u. Andrea Schellinger: »... in einer Ruhe die wundernimmt«: Der Kerameikos in literarischen Zeugnissen von 1863 bis heute. Kadmos (2017)
  • Jutta Stroszek: Der Kerameikos in Athen: Geschichte, Bauten und Denkmäler im archäologischen Park. Bibliopolis (2014)
  • Renate Tölle-Kastenbein: Das archaische Wasserleitungsnetz für Athen und seine späteren Bauphasen. WBG (1994)
  • Renate Tölle-Kastenbein: Das Olympeion in Athen. Böhlau (1994)
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  • Emil Reisch und Wilhelm Dörpfeld: Das griechische Theater: Beiträge zur Geschichte des Dionysostheaters in Athen und anderer griechischer Theater. Hansebooks (2019)
  • Adolf Boetticher: Die Akropolis von Athen. Springer (2013)
  • Christoph Höcker und Lambert Schneider: Die Akropolis von Athen: Eine Kunst- und Kulturgeschichte. WBG (2001)
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  • Hans Rupprecht Goette u. Jürgen Hammerstaedt: Das antike Athen: Ein literarischer Stadtführer. C.H.Beck (2012)
  • Klaus Gallas: Reclams Städteführer Athen: Architektur und Kunst (2019)
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  • Heiner Knell: Athen im 4. Jahrhundert v. Chr. - eine Stadt verändert ihr Gesicht. WBG (2000)
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  • Wilfried Nippel: Antike oder moderne Freiheit: Die Begründung der Demokratie in Athen und in der Neuzeit. Fischer (2008)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Das Klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert. Primus (2001)
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