Isthmia

Das Poseidonheiligtum 
von Isthmia

Die Ruinen des Poseidonheiligtums von Isthmia und das Archäologische Museum, in dem die dort gemachten Funde ausgestellt werden, liegen beim Isthmus von Korinth, der schmalen Landbrücke, welche das griechische Festland mit der Peloponnesischen Halbinsel verbindet. Hier wurden im Altertum die sog. Isthmischen Spiele abgehalten. Die Wettkämpfe, die jeweils im Frühling des zweiten und vierten Jahres jeder Olympiade stattfanden, waren Poseidon und dem Meeresgott Palaimon geweiht. Erwähnung finden die zu den Panhellenischen Spielen zählenden Feierlichkeiten sowohl in der Korrespondenz, die der Apostel Paulus mit der Gemeinde im benachbarten Korinth führte, als auch in Friedrich Schillers Ballade „Die Kraniche des Ibykus“. 

Um 700 v. Chr. errichtete man an der Landenge zwischen der Peloponnes und dem Festland einen dem Poseidon geweihten dorischen Tempel. Ihm zu Ehren veranstaltete man dort in regelmäßigen Abständen ab ca. 580 v. Chr. Wettkämpfe, die man nach der Lage des Heiligtums am Isthmos von Korinth Isthmische Spiele nannte. Um 480 v. Chr. brannte der Tempel ab. Bereits einige Jahrzehnte später aber war der Bau eines neuen, noch größeren Tempels bereits vollendet, der das archaische Bauwerk ersetzte. Der Abhaltung von Wettkämpfen, an denen Teilnehmer aus der gesamten griechischen Welt teilnahmen, stand somit nichts mehr im Wege.


Von einigen Unterbrechungen abgesehen (490 v. Chr. wurde der Tempel erneut durch ein Feuer beschädigt. 146 v. Chr. zerstörten die Römer Korinth und auch das Heiligtum des Poseidon und es sollte bis ca. 50 n. Chr. dauern, bis die Spiele wieder nach Isthmia zurückkehrten.) wurden dann bis zum 4. Jh. n. Chr. an diesem strategisch günstig gelegenen Ort, der sich im Laufe der Zeit sogar zu einem Symbol der griechischen Freiheit, Einheit und des griechischen Widerstandsgeistes entwickeln sollte, die Isthmischen Spiele abgehalten. Als sich schließlich das Christentum vollends durchsetzen konnte, wurden diese heidnischen Aktivitäten natürlich untersagt. In der Regierungszeit von Theodosius II. (401 – 450 n. Chr.), der im Jahr 426 n. Chr. auch das Zeusheiligtum in Olympia schließen ließ, errichtete man eine Mauer über die Landenge. Das, was von den Einrichtungen des ehemaligen Heiligtums übrig geblieben war, wurde nun endgültig zerstört und die Steine für den Bau der Mauer genutzt. 


„Zum Kampf der Wagen und Gesänge,

Der auf Corinthus Landesenge

Der Griechen Stämme froh vereint,

Zog Ibykus, der Götterfreund.“

Friedrich Schiller, Die Kraniche des Ibykus


In der Zeit, als das Heiligtum des isthmischen Poseidon noch intakt war, umschloss ein heiliger Kiefernhain die weitläufige Anlage, zu der der große Tempel, das Heiligtum des Palaimon, das Theater, das für musikalische Wettbewerbe genutzt wurde, Badeanlagen aus römischer Zeit, die auf den Fundamenten älterer griechischer Bäder errichtet worden waren, und schließlich die Kampfplätze gehörten. Das erste Stadion, das sich in der Nähe des Tempels befand, wurde bereits zu Beginn des 6. Jhs. v. Chr. angelegt. Es hatte eine Länge von 600 olympischen Fuß (= 192 m). Für seine Konstruktion musste das ursprüngliche Bodenniveau um etliche Meter angehoben werden. Der Zugang auf die Tribüne, die sich auf der Nordostseite befand, erfolgte mittels einer Rampe. Schon im 5. Jh. v. Chr. verhinderte eine ausgeklügelte Startmaschine (Hysplex), bei der durch Ziehen an einer Schnur ein Querholz vor den Läufern gesenkt wurde, Fehlstarts der Läufer. Später ersetzte ein Sprungbrett aus Stein die Hysplex. In hellenistischer Zeit wurde ein neues Stadion in einer natürlichen Einbuchtung des Geländes einige hundert Meter südöstlich des Tempels angelegt. Das Hippodrom für das Wettrennen mit Pferden wurde 2 km westlich des Heiligtums entdeckt. 

  • Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Poseidontempel

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Der Tempel des Poseidon dürfte im 7. Jh. v. Chr. erbaut worden sein. 480 v. Chr. brannte er ab. An seiner Stelle errichtete man etwa um 465 v. Chr. einen neuen Tempel, einen Peripteros mit 6 x 13 dorischen Säulen. Im 2 . Jh. n. Chr. wurde dort im Auftrag von Herodes Atticus eine monumentale Gruppe von Poseidon und der von ihm bedrängten Amphritite aufgestellt. Der Tempel blieb bis zum Ende des 4. Jhs. n. Chr. erhalten. Danach wurde er völlig abgerissen, da man die Steine für den Bau einer Mauer (Hexamilion) benötigte, die die Peloponnes vor Angriffen aus dem Norden schützen sollte.


„Der Isthmos gehört zu Poseidon. Sehenswert sind hier ein Theater und eine Rennbahn aus weißem Marmor. Im Heiligtum des Gottes stehen auf der einen Seite Porträtstatuen der Athleten, die Siege bei den Isthmian-Spielen errungen haben, auf der anderen Seite wachsen Kiefern in einer Reihe, die meisten von ihnen steigen gerade auf. Auf dem Tempel, der nicht sehr groß ist, stehen bronzene Tritones. Im Vortempel sind Bilder, zwei von Poseidon, ein Drittel von Amphitrite und von Thalassa, das ebenfalls aus Bronze ist. Die Opfergaben im Inneren wurden in unserer Zeit von Herodes dem Athener geweiht, vier Pferde, vergoldet, außer den Hufen, die sind aus Elfenbein, und zwei goldene Tritones neben den Pferden, mit den Teilen unter der Taille aus Elfenbein. Auf dem Wagen stehen Amphitrite und Poseidon, und da ist der Knabe Palaimon aufrecht auf einem Delphin.“ (1)

Pausanias: Beschreibung Griechenlands


  • Paleimonion

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Palaimonion

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

In der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. wurde unweit des Poseidon-Tempels ein dem Kult des Melikertes-Palaimon geweihter Bezirk angelegt, der bis zur Plünderung des Heiligtums durch die Römer im Jahr 146 v. Chr. in Verwendung war. In römischer Zeit wurde zu Ehren des in eine Meergottheit verwandelten Melikertes auf dem Startplatz des ersten Stadions ein Monopteros, das Palaimonion, erbaut. In diesem säulenumstandenen Rundbau befand sich eine Statue, die Palaimon auf dem Rücken eines Delphins darstellte.

  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Unterhalb der Fundamte der Badeanlagen aus römischer Zeit wurden die Reste eines griechischen Bades gefunden. Diese Badeanlage, die rund 1000 Jahre in Verwendung war, ist derzeit nur zu einem geringen Teil freigelegt worden.

  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button
  • Isthmia

    Bildtitel

    Untertitel hier einfügen
    Button

Die römischen Bäder wurden um 150 n. Chr. in einem Bereich des Heiligtums errichtet, der wahrscheinlich von den Athleten genutzt wurde. Dabei handelte es sich um einen luxuriösen Komplex mit hohen Dächern und riesigen Fenstern, der sowohl außen als auch innen üppig dekoriert waren. Die Wände waren mit verziertem Gips oder Marmor verkleidet, die Böden mit reichen Mosaiken oder Platten aus farbigem Marmor belegt. Vier Räume wurden mittels Hypokaustenheizung erwärmt. Im Nordosten der Anlage befanden sich zwei große Kaltwasserbecken. Die Bäder wurden nicht nur zum Baden, sondern auch für soziale Interaktionen und vielleicht sogar für religiöse Feiern genutzt.

ANMERKUNGEN

(1) Pausanias: Beschreibung Griechenlands 2. 1. 7 - 2. 2 (trans. Jones)


BUCHEMPFEHLUNGEN
  • E. Spathari: Korinthia - Argolis. Esperos (2013)
  • Josef Fischer: Mykenische Paläste: Kunst und Kultur. Philipp von Zabern (2017)
  • Zeit der Helden: die "dunklen Jahrhunderte" Griechenlands 1200 - 700 v. Chr. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Primus (2008)
  • Götter und Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. Bonn: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1999)
  • Richard T. Neer: Kunst und Archäologie der griechischen Welt: Von den Anfängen bis zum Hellenismus. Philipp von Zabern (2013)
  • Katarina Horst u.a.: Mykene. Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Philipp von Zabern (2018)
  • George E. Mylonas: Mykene. Ein Führer zu seinen Ruinen und seine Geschichte. Ekdotike Athenon ( 1993)
  • Hans Günter Buchholz: Ägäische Bronzezeit. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (1987)
  • Heinrich Schliemann: Bericht über meine Forschungen und Entdeckungen. Fachbuchverlag Dresden (2019)
  • Mykene: Die sagenhafte Welt des Agamemnon. Badisches Landesmuseum Karlsruhe (2018)
  • Louise Schofield: Mykene: Geschichte und Mythos. Zabern (2009)
  • Sigrid Deger-Jalkotzky und Dieter Hertel: Das mykenische Griechenland: Geschichte, Kultur, Stätten. C.H. Beck (2018)
  • Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Frühzeit: 2000 bis 500 v.Chr. Beck'sche Reihe (2019)
Share by: