Der mykenische Friedhof von Voundeni
Die mykenische Nekropole von Voundeni liegt nahe der heutigen Stadt Patras in der Region Achaia und gehört zu den bedeutendsten archäologischen Stätten Westgriechenlands. Sie war Teil eines größeren Siedlungskomplexes, der zwischen 1500 und 1000 v. Chr. eines der wichtigsten Zentren in der Peripherie der mykenischen Welt darstellte. Die Nekropole umfasst rund 75 Kammergräber, von denen viele sorgfältig in den Fels gehauen und reich mit Grabbeigaben ausgestattet waren. Funde wie Keramik, Schmuck, Waffen und Werkzeuge zeugen vom Wohlstand der Gemeinschaft und bieten wertvolle Einblicke in soziale Strukturen, Handwerk und Bestattungsriten jener Zeit.
Voundeni ist der moderne Name einer bedeutenden mykenischen Siedlung mit zugehöriger Nekropole im Westen der antiken Landschaft Achaia, rund sieben Kilometer nordöstlich von Patras auf dem nordwestlichen Peloponnes. Die Siedlung lag strategisch günstig auf dem Hügel Bortzi, mit Blick auf Meer, Küstenebene und Verkehrswege. Fruchtbare Felder, Wälder und Weideflächen in der Umgebung boten ideale Voraussetzungen für eine langfristige Besiedlung. Die Nutzung des Ortes lässt sich von etwa 1500 bis 1000 v. Chr. nachweisen. Entdeckt wurde Voundeni im Jahr 1923 durch Nikolaos Kyparissis, der erste Gräber untersuchte. Systematische Ausgrabungen erfolgten jedoch erst in den Jahren 1988 bis 1994 sowie 2004 bis 2007 unter der Leitung von Lazaros Kolonas. Dabei wurden sowohl Teile der Siedlung als auch 75 Kammergräber der Nekropole freigelegt.
Das Gräberfeld liegt südöstlich der Siedlung, in den Bereichen Agrapidia und Amygdalia, und erstreckt sich über etwa 1,8 Hektar. Die Gräber sind in mehrere natürliche Plateaus gehauen und waren reich mit Beigaben ausgestattet – darunter Keramik, Schmuck und Waffen. Sie datieren vom Späthelladikum II B bis zum Ende von SH III C (ca. 1500–1050 v. Chr.); einige wurden sogar noch in der submykenischen Zeit (bis ca. 1000 v. Chr.) weitergenutzt. Die Funde belegen den Wohlstand der Bewohner und ihre weitreichenden kulturellen und wirtschaftlichen Verbindungen innerhalb der mykenischen Welt.
Auf dem mykenischen Friedhof von Voundeni wurde eine bemerkenswerte Vielfalt an Kammergrabformen entdeckt. Diese zeugen nicht nur von der architektonischen Kreativität und dem handwerklichen Können der Erbauer, sondern auch von individuellen Präferenzen der Bestattungsgemeinschaft. Die Grabkammern variieren in Größe und Grundriss: Sie können rund, quadratisch, hufeisenförmig, rechteckig mit gewölbtem Dach oder unregelmäßig geformt sein.
Besonders hervorzuheben sind die Gräber 4 und 75, die sich durch ihre Ausmaße und architektonischen Details auszeichnen und vermutlich hochrangigen Mitgliedern der Siedlung vorbehalten waren. Die meisten Bestattungen waren mit Grabbeigaben versehen, vor allem mit Alltagsgegenständen wie Keramikgefäßen, Schmuck, Werkzeugen, Waffen und anderen Utensilien, die den Verstorbenen im Jenseits von Nutzen sein sollten oder ihren sozialen Status unterstrichen.

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Mycenaean Cemetery of Voudeni
BUCHEMPFEHLUNGEN
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